Randale in Schwimmbädern und Parks hat es schon immer gegeben

Die gute alte Gewalt

Das Medium. Freibäder, Frühjahrskirmes und Drogenparkdinge in der dummen Kleinstadt.
Kolumne Von

Nein, gar nicht wahr: Gewalt in Freibädern hat es nicht schon immer und überall gegeben. Jedenfalls nicht in der dummen Kleinstadt. Denn für in aller Regel jugendliche Gewaltausübungen gab es da feste Termine.

Die Frühjahrskirmes, beispielsweise, und natürlich die Herbstkirmes. Irgendjemand prügelte sich dort immer mit irgendwem, wegen irgendwas hoch Verwerflichem, wie aus der noch viel dümmeren Kleinstadt gleich nebenan zu kommen oder blöd geguckt zu haben. Was natürlich alle jeweiligen Kumpels auf den Plan rief.

Nach einem Viertelstündchen, wenn eine erstaunliche Menge Augen blau und Nasen blutig geschlagen worden waren, gingen dann ein paar Leute dazwischen, weil sie nun lieber doch in Ruhe Autoscooter und Raupenbahn fahren wollten – und weil natürlich niemand auf die Idee gekommen war, die Polizei zu rufen, denn die machte in der dummen Kleinstadt um 18 Uhr Feierabend und leitete Notrufe automatisch zu den Kollegen aus dem absolut indiskutabel blödsinnigen Örtchen fünf ­Kilometer weiter um, mit denen wirklich niemand was zu tun haben wollte.

Natürlich wurden im Drogenpark Drogenparkdinge getan, aber das bekam weiter niemand mit, denn what happens in the Drogenpark stays in the Drogenpark.

Natürlich reichten zwei Kirmessen im Jahr nicht für alle Gewaltbedürfnisse einer Kleinstadt, in der gewohnheitsmäßig blöd geguckt wurde, weswegen es zusätzlich noch das Schützenfest und ähnliche Lustbarkeiten gab. Und Karneval, natürlich. Plus große Pausen, in denen kleinere Missverständnisse geklärt wurden.

Ach ja, Drogenpark – jedenfalls im weiteren Sinne – gab es auch einen, der aber nicht so hieß, sondern bloß nach irgendwem mit großen Verdiensten benannt war. Er befand sich hübsch versteckt in einer kleinen, von nicht sehr ambitionierten Stadtgärtnern gestalteten Anlage, die aber sowieso von den Erwachsenen gemieden wurde. Erst recht abends, denn da musste schließlich vor dem Fernseher gesessen werden.

Und natürlich wurden im Drogenpark Drogenparkdinge getan, aber das bekam weiter niemand mit, denn what happens in the Drogenpark stays in the Drogenpark. Aber gut, das waren andere Zeiten und natürlich lässt sich eine dumme Kleinstadt nicht mit einer ruchlosen Metropole wie Berlin vergleichen, obwohl, warum eigentlich nicht?