Romanzen am Arbeitsplatz

Zu mir oder zu dir?

Kolumne »Schicht im Schacht« Von

Liebe ist überall – auch bei der Arbeit. Ein Wunder ist das nicht. Schließlich verbringen die meisten Menschen sehr viel Zeit an ihrem Arbeitsplatz. Und so ergeben sich eben beim Kaffeemaschinenplausch, bei endlosen Sitzungen und Raucherpausen oft auch Flirts oder Romanzen. Das ist vollkommen legal. Ganz unproblematisch ist es aber nicht. In Deutschland gibt es zwar keine spezifischen Gesetze, die Büroromanzen ­direkt regeln. Aber es gelten allgemeine Arbeits- und Gleichstellungsgesetze und Vorschriften zur sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz, die relevant sein können. Insbesondere wenn Flirts und Affären Hierarchieebenen überschreiten, kann es richtig schräg werden. Viele Unternehmen haben deshalb eigene Betriebsvereinbarungen und Richtlinien zur Regelung von amourösen Beziehungen im Arbeitsumfeld. Die sollen dazu führen, dass diese Beziehungen offengelegt werden, und Interessenskonflikte regeln helfen. Klingt ein bisschen nach Spielverderbern, die allen Ernstes verlangen, dass man die sexy geheime Liaison in die Welt hinausposaunen soll. Doch auch wenn es sich um einvernehmliche Affären handelt, stehen diese, spätestens wenn sich Untergebene und Vorgesetzte zusammenfinden, schnell im Verdacht, aus Machtmissbrauch oder Manipulation entstanden zu sein.

Es ist also eine Gratwanderung. Denn gute Stimmung ist natürlich gut für die Motivation im Büro. Und spätestens seit dem Einzug der sogenannten Start-up-Kultur bieten die Chefs neben Obstkörben und Softdrinks gerne eine offene Atmosphäre, die dazu anhält, auch mal länger im Büro zu bleiben. Für viele sind nette Kolleg:innen dann auch mitentscheidend für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Wir arbeiten dort gerne, wo wir uns mit den Kollegen und Kolleginnen gut verstehen. Dass aus Sympathie mehr wird, scheint nicht selten zu sein. Darüber, wie häufig das geschieht, gibt es unterschiedliche Zahlen. Und erhoben wird bislang ganz strikt heterosexuell: Laut einer Umfrage des Dating-Portals Parship unter Singles hatten ein Drittel der Befragten schon mal Gefühle für einen direkten Kollegen oder eine Kollegin. Dabei schwärmen Männer deutlich öfter für ihre Kolleginnen als umgekehrt. Laut einer Forsa-Umfrage war sogar jede:r fünfte Arbeitnehmer:in schon mal am Arbeitsplatz verliebt. Für alle Befragten galt: Je jünger, desto eher kommt ein Flirt am Arbeitsplatz in Frage.

Aber wie geil ist das eigentlich? Nachdem die ersten heimlichen Küsse im Aufzug ausgetauscht sind, ist der Reiz doch vielleicht auch schon wieder verflogen – und der Stress, der eventuell entstehen kann, lohnt sich für die Romanze wahrscheinlich nicht. Also wenn es nicht wirklich die ganz große Liebe ist: Better don’t fuck in the factory.