Auf das Haus von Bollywood-Star Salman Khan wurde geschossen

Die Rache der Antilopen-Gang

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Kühe gelten als unantastbar in Indien, das weiß jeder. Aber Hirschziegenantilopen? Sie sind es zumindest für die Bishnoi-Bande. Die sieht sich offenbar als bewaffneten Arm der hinduistischen Sekte, für die diese Spezies eine Reinkarnation ihres Gurus ist. Doch der Bollywood-Star Salman Khan erschoss 1998 während Dreharbeiten in Jodhpur bei einem Jagdausflug aus dem Autofenster zwei Hirschziegenantilopen, auch genannt Schwarzböcke, und floh vom Tatort.

Vorvergangenen Sonntag flogen dann nach all den Jahren Kugeln zurück. Zuvor hatte Bandenführer Lawrence Bish­noi – obwohl er für zahlreiche Morde und Erpressungen verantwortlich gemacht wird – mit juristischen Mitteln versucht, Khan zur Rechenschaft zu ziehen. Bish­nois Gruppe stritt 20 Jahre mit ihm im sogenannten Schwarzbock-Fall vor Gericht.

In den frühen Morgenstunden des 14. Aprils fuhren zwei junge Männer auf einem Motorrad an Khans von Polizisten bewachter Luxuswohnung im Mumbaier Viertel Bandra vorbei und schossen mehrfach auf das Gebäude. Khan überlebte unverletzt.

Erst 2018 bekam die Bishnoi-Bande recht. Das örtliche Gericht verurteilte Khan nicht als Guru-Killer, aber nach dem Wildtierschutzgesetz wegen Schwarzbockwilderei zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von 10.000 Rupien (112 Euro). Damit wäre auch die Geschichte für Bishnoi gegessen gewesen. Doch Khan legte Berufung gegen das Urteil ein – und wurde nach einer Woche gegen Kaution aus seinem Gehege entlassen. Dass der Guru-Killer wieder in freier Wildbahn war, wollte Bishnoi nicht auf sich beruhen lassen, er drohte Khan mehrfach mit dem Tod.

In den frühen Morgenstunden des 14. Aprils fuhren zwei junge Männer auf einem Motorrad an Khans von Polizisten bewachter Luxuswohnung im Mumbaier Viertel Bandra vorbei und schossen mehrfach auf das Gebäude. Khan überlebte unverletzt. Die indische Polizei erwischte die Schützen im westlichen Bundesstaat Gujarat nahe einem Tempel.

Sicher ist Khan damit noch nicht. Eine anonyme Person warnte nach Angaben der Polizei bereits, dass sich ein weiterer Bishnoi-Gangster für einen »größeren Vorfall« vorbereite. Auch laufen gegen Khan weitere Verfahren. Im Jahr 2002 überfuhr er mutmaßlich fünf schlafende Menschen auf einem Bürgersteig in Mumbai und beging Fahrerflucht. Einer von ihnen erlag den Verletzungen. Khan wurde nach langen Hin und Her 2015 aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Der Berufungsprozess dauert an.