Ärger auf deutschen Weihnachtsmärkten

Fußball statt Engel

Kolumne übers Spazierengehen. Ärger beim Weihnachtsmarkt.

Jauchzet und frohlocket! Denn: Die diesjährige Weihnachtsmarktsaison ist eröffnet! Diese Märkte gelten als Orte des geselligen Beisammenseins und der Vorfreude auf das baldige Ende eines doch meist allzu arbeitsreichen Jahres. Seit dem islamistischen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin 2016 assoziiert man mit ihnen auch den Terror. Und natürlich – wie könnte es anders sein – verbindet man mit ihnen den Geruch von Glühwein. Klar, hier betrinkt man sich auch.

Dafür haben die Deutschen schon immer gute Gründe gefunden. Kaum wurde das Oktoberfest abgebaut, da werden schon wieder die temporären Buden und Fahrgestelle in sämtlichen deutschen Städtchen errichtet, um die immer gleichen Weihnachtsohrwürmer abzuspielen und die Besucher mit gebrannten Mandeln und lauwarmem Glühwein abzufüllen.

Ob nun aus Rücksicht auf die religiösen Gefühle Andersgläubiger oder wegen der Öffnung der Märkte auch für den gemeinen Atheisten – spätestens seit diesem Jahr findet der Begriff Wintermarkt mehr Verwendung. Weshalb dem so ist, soll hier nicht weiter zur Debatte stehen. Vielmehr soll dem Raunen nachgegangen werden, dass sich derzeit breitmacht, wenn es um das deutsche Kulturgut der Vorweihnachtszeit geht.

Man weiß gar nicht, wie man die Zeit bis zur EM ohne Alkohol herum­kriegen soll, man fängt also besser gleich mit dem Trinken an.

Erfreute man sich früher an Gel-Kerzen und Schnitzereien aus Elfenbein, hagelte es dieses Jahr bereits vor dem Wintermarkt-Boom aus verschiedenen Städten Kritik und Frust. Im hessischen Fulda stört man sich daran, dass der Markt bereits vor dem Totensonntag geöffnet wurde. »Herr, vergib uns unsere Schuld!«

In Mainz zeigte man sich empört über die gestiegenen Glühweinpreise. »Und führe uns nicht in Versuchung!« Und in Dortmund wollte man doch tatsächlich den traditionellen Engel, der den Christbaum des Platzes »doch schon immer geschmückt hat«, durch eine Kugel ersetzen, die einem Fußball ähnelt. »Denn dein ist das … « Lassen wir das.

Der Verweis auf die im Sommer 2024 stattfindende Fußball-EM ist missglückt. Nach einem Shitstorm hängt nun wieder der Engel am rich­tigen Platz. Ein Grund zu feiern und sich zuzuprosten, denn schließlich weiß man gar nicht, wie man die Zeit bis zur EM ohne Alkohol herum­kriegen soll, man fängt also besser gleich mit dem Trinken an.

Aber vielleicht dann doch lieber bei dem Drag-Bingo auf der »Christmas ­Avenue«, dem queeren Weihnachtsmarkt in Berlin-Schöneberg.