Der haitianischen Präsidentenwitwe Martine Moïse wird ein Mordkomplott vorgeworfen

Karibisches Komplott

Hatte sie sich gemeinsam mit politischen Rivalen verschworen, um ihren Mann ermorden zu lassen? Martine Moïse, die Witwe des 2021 getöteten Ex-Präsidenten von Haiti Jovenel Moïse, wurde mit 50 weiteren Verdächtigen wegen »krimineller Vereinigung, bewaffneten Raubüberfalls, Terrorismus, Ermordung und Beihilfe zur Ermordung« angeklagt.
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Martine Moïse, der Witwe des ehemaligen Präsidenten Haitis, Jovenel Moïse, der in der Nacht zum 7. Juli 2021 in seiner Residenz mit zwölf Schüssen getötet wurde, wird Verschwörung zum Mord vorgeworfen. Kürzlich wurde sie mit 50 weiteren Verdächtigen wegen »krimineller Vereinigung, bewaffneten Raubüberfalls, Terrorismus, Ermordung und Beihilfe zur Ermordung« angeklagt.

Der Richter stellte ihre Aussage in Frage, sie habe sich unter dem Bett versteckt, weil nicht einmal eine »Riesenratte« in diese Lücke passen würde.

In einem an die Medien durchgestochenen Untersuchungsbericht wird Moïse beschuldigt, sich mit dem ehemaligen Premierminister Claude Joseph, dem Leiter der Leibwache ihres Ehemannes, sowie dem damaligen Polizeidirektor verschworen zu haben, ihren Gatten töten zu lassen, um ihn durch sich selbst zu ersetzen. Der Abschluss des lang erwarteten Berichts wurde durch die Fluktuation der mit dem Fall betrauten Richter verzögert, von denen einige aus Angst um ihr Leben zurücktraten. Den Ermittlungen zufolge führten 20 kolumbianische Söldner den Auftragsmord aus. Im US-Bundesstaat Florida, wo das Attentat zum Teil geplant worden war, wurden bereits einige Verdächtige angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Dem Bericht nach machten einige der Angeklagten »Aussagen voller Widersprüche«, darunter Moïse, die anwesend war, als bewaffnete Männer in das Schlafzimmer des Paares eindrangen. Der Richter stellte ihre Aussage in Frage, sie habe sich unter dem Bett versteckt, weil nicht einmal eine »Riesenratte« in diese Lücke passen würde. Ihr in Florida ansässiger Verteidiger sagte: »Diese erfundenen Anklagen gegen politische Gegner durch ein Scheingericht sind ein stalinistischer Schachzug eines Möchtegern-Diktators.«

Kurz nach dem Mord übernahm eine Interimsregierung unter Premierminister Ariel Henry die Regierungsgeschäfte in Haiti. Wahlen gab es seit 2016 keine, der ohnehin von Kriminalität, politischer Instabilität und großer Armut geprägte Karibikstaat hat keinen Präsidenten und kein Parlament. Brutal agierende Banden kontrollieren weite Teile der Hauptstadt Port-au-Prince. In mehreren Städten forderten Demonstranten Anfang Februar den Rücktritt von Henry.