Rahel Jaeggi, Philosophin, im Gespräch über ihr Buch »Fortschritt und Regression«

»Ich habe eine gewisse Vorliebe für Begriffe, die weg vom Fenster sind«

In ihrem Buch »Fortschritt und Regression« verteidigt die Philosophin Rahel Jaeggi das Begriffspaar Fortschritt und Regression, das ihr zufolge das beste Werkzeug für eine Kritik der Gegenwart darstellt. Im Gespräch mit der »Jungle World« beschreibt Jaeggi ihren Rückgriff auf Geschichtsphilosophie, ihre Idee, Fortschritt als Prozess der Verwirklichung von Potentialen zu verstehen, und was eine ­kritische Theorie ihrer Ansicht nach heute zu leisten hat.
Interview Von

Die Politikwissenschaftlerin Wendy Brown hat im vergangenen Jahr die Diagnose bekräftigt, dass wir in nihilistischen Zeiten leben. Sie dagegen haben mit »Fortschritt und Regression« ein optimistisches Buch über den Fortschritt geschrieben.
Das sehe ich etwas anders. Ich habe weder ein optimistisches noch ein pessimistisches Buch geschrieben – und auch nicht eines darüber, wie meine aktuelle Einschätzung der Weltlage ist. Mein Buch ist eine philosophische Rekonstruktion und rettende Kritik der Begriffe Fortschritt und Regression. Es geht um die Möglichkeit, mittels dieser Begriffe überhaupt so etwas wie progressiven und regressiven sozialen Wandel voneinander zu unterscheiden. Wenn überhaupt, dann bin ich nur optimistisch in Bezug auf das Programm, diese Begriffe zu retten, wiederzubeleben und für die Analyse der Weltlage nutzbar zu machen.

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