In Berlin wird gegen die Zustände im Maßregelvollzug protestiert

Verwahrung ohne Aussichten

In Berlin wird gegen die Zustände im Maßregelvollzug protestiert. Überbelegung und Personalmangel schürten Gewalt, eine angemessene Behandlung sei kaum möglich, warnen Mitarbeiter:innen und Patient:innen.

Struktur habe ihr Tag nur durch die Mahlzeiten. Ansonsten gelte: »Ich liege im Bett und starre an die Decke.« So erzählt es eine Patientin im Berliner Maßregelvollzug in einem anonymen Erfahrungsbericht. Verlesen wurde er Ende Februar bei einer Kundgebung gegen die Zustände im Berliner Maßregelvollzug. An einem Samstagmittag hatten sich etwa 50 Menschen vor dem Sitz der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege versammelt.

Im Maßregelvollzug sind Menschen untergebracht, die wegen einer Straftat verurteilt sind, aber wegen einer psychischen Erkrankung oder einer Suchterkrankung als schuldunfähig nach den Paragraphen 20 beziehungsweise 21 des Strafgesetzbuchs (StGB) gelten. Organisiert wurde die Kundgebung von einer »linken strömungsübergreifenden Solidaritätsgruppe«, auch einige Angehörige von Patient:innen waren beteiligt.

Seit Monaten habe keine Ergotherapie mehr stattgefunden, geht der Bericht der Patientin weiter. Die Pflegekräfte hätten keine Zeit, sich um sie zu kümmern, auf eine Vorsprache beim Arzt müsse sie oftmals zwei Wochen warten. Das Klima auf der Station unter den Patient:innen und Mitarbeiter:innen nehme sie als verroht wahr. »Die Bedingungen machen aus uns, was die Gesellschaft in uns sehen will: einen Haufen aggressiver Irrer.« Der Bericht endet flehend: »Bitte vergessen Sie uns nicht!«

»Die Bedingungen machen aus uns, was die Gesellschaft in uns sehen will: einen Haufen aggressiver Irrer.«   Aus dem anonymen Bericht einer Patientin im Maßregelvollzug

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