Die türkische Regierungspartei AKP muss eine Schlappe bei den Kommunalwahlen hinnehmen

Wer ist die lahmste Ente?

Bei den Kommunalwahlen in der Türkei hat die Opposition deutliche Siege errungen, vor allem die Kontrolle über die wichtigen Metropolen Ankara und Istanbul.

Istanbul. Vergangene Woche Sonntag waren die Türken und Türkinnen aufgerufen, neue Bürgermeister und Kommunalparlamente zu wählen. Der Karikaturist Bülent Çelik veröffentlichte danach auf seinem Blog eine Zeichnung, in der Präsident Recep Tayyip Erdoğan von der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Fortschritt (AKP) mit vor Gram ergrauten Haaren auf Krücken entlanghumpelt. An seinem Gipsbein hängt ein Schild mit der Aufschrift »Istanbul«. Zwei Enten tuscheln hinter ihm her: »Ist das nicht der Typ, der gegen lahme Enten polemisiert hatte?«

Überschrift der Karikatur: »Wer Istanbul verliert, verliert die Türkei«, ein Ausspruch Erdoğans aus den neunziger Jahren, als er Bürgermeister von Istanbul war. Nach den Kommunalwahlen 2019 hatte er Ekrem İmamoğlu von der säkularen Republikanischen Volkspartei (CHP), den nun gerade wiedergewählten Oberbürgermeister von Istanbul, eine »lahme Ente« geheißen, als dieser bei den Kommunalwahlen vor fünf Jahren zwar die meisten Stimmen bekam, aber nicht die Mehrheit im Stadtrat erreichen konnte.

»Unser Land wird zu den zehn stärksten Wirtschaftsmächten der Welt gehören«, versprach Präsident Erdoğan. Die Wirklichkeit sieht anders aus.

Das Blatt hat sich gewendet. Die islamisch-konservative AKP wurde bei den Kommunalwahlen am 31. März erstmals seit 20 Jahren nur zweitstärkste Kraft. Am Ende der Auszählung stand fest: Mit 37,7 Prozent lag die CHP landesweit mehr als zwei Prozentpunkte vor der AKP, die auf 35,5 Prozent der Stimmen kam. Nach Angaben der Wahlbehörde hat die CHP 35 von 81 Provinzen gewonnen, die AKP dagegen nur 24 Provinzen. Die prokurdische Partei für die Gleichheit der Völker und für Demokratie (DEM) ging in zehn Provinzen als stärkste Kraft hervor, Erdoğans Koalitionspartner, die rechtsextreme Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), gewann auch zehn Provinzen und die islamistische Neue Wohlfahrtspartei (YRP) zwei.

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