Billal Aloge, Gastronom, im Gespräch über Bedrohungen seines Restaurants wegen eines in Israel beliebten Gerichts

»Sie drohten, dass unser Laden angezündet wird«

Die Ankündigung, zukünftig mit Baba Ganoush ein besonders in ­Israel beliebtes Gericht auf die Karte zu nehmen, brachte dem syrisch-kurdischen Restaurant »Damaskos« in Freiburg einen Shitstorm und Boykottaufrufe ein. Die »Jungle World« hat mit dem Betreiber Billal Aloge gesprochen.
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Was ist nach der Ankündigung passiert?
Erstmal: Wir sind ein syrisches Lokal, ich bin aus Syrien, bin Muslim und Kurde. Ich habe mein Lokal »Damaskos« genannt, weil ich syrisches Essen für alle Syrier:innen anbieten möchte. Wir haben viele syrische, arabische, auch palästinensische Speisen. Unser Lokal liegt in der Nähe einer Synagoge und wir haben auch viele jüdische Gäste. Sie wissen, sie gehen zum Syrer und kommen gerne hier her. Für die Vielfalt wollte ich israelisches Baba Ganoush anbieten. Nach der Ankündigung wurden wir aufs Schlimmste beleidigt. Innerhalb von wenigen Stunden wurden Screenshots auf vielen arabischen Seiten veröffentlicht und es wurde zum Boykott unseres ­Restaurants aufgerufen. Dort hieß es, dass wir Juden seien und uns nur tarnen würden. Danach stand unser Telefon nicht mehr still. Im Sekundentakt wurden wir angerufen, meine Frau und ich heftig beleidigt. Es gab viele Drohungen – etwa, dass unser Laden angezündet wird. Wir haben die ersten zwei Tage richtig Angst gehabt. Wir haben den Stecker unseres Telefons gezogen. Je mehr Anrufe, desto mehr Angst hatten wir.

Was haben Sie unternommen?
Ich habe bei der Israelitischen Gemeinde angerufen, von dem Fall erzählt und gefragt, ob sie Erfahrungen mit so etwas haben. Ich habe betont, dass ich keine politischen Intentionen hatte, es ging einfach nur um Essen. Die haben schnell reagiert und uns Kontakte von entsprechenden Stellen bei den Behörden gegeben. Ich habe Strafanzeige gestellt, mittlerweile ermittelt der Staatsschutz. Am 21. März sind wir dann mit einem Statement an die Öffentlichkeit ge­gangen, um nicht ­alleine zu sein. Seitdem haben wir sehr viel Unterstützung erfahren.

»Als wir Israel erwähnten, wurden wir aufs Schlimmste beleidigt. Aber ich würde es wieder so machen.«

Welche Auswirkungen hatten die Boykottaufrufe?
Unsere Kundschaft hat sich komplett verändert. Zum Zuckerfest sind wir normalerweise über mehrere Tage ausgebucht. Jetzt war kaum jemand da. Dafür kommen nun andere Gäste. Die ersten paar Tage waren für uns wirklich schwer. Wir sind eigentlich immer gut besucht, aber nach all dem kamen sehr viel weniger Gäste und wir hatten finanzielle Einbußen. Mittlerweile läuft es aber genauso gut wie vorher, nur eben mit anderen Gästen.

Sie haben Baba Ganoush explizit als israelisches Gericht beworben – würden Sie das im Rückblick wieder tun?
Mir ist wichtig zu betonen, dass die Entscheidung, Baba Ganoush auf die Karte zu nehmen, absolut nicht politisch gedacht war. An ­einem normalen Abend sind hier viele türkische Gäste, ich bin Kurde. An einem Tisch sitzen arabische Gäste, an einem anderen jüdische. Mir geht es darum, dass alle zusammen essen. Das war nie ein Problem. Aber als wir Israel erwähnten, wurden wir aufs Schlimmste beleidigt. Aber ich würde es wieder so machen. Und ich werde auch weitere israelische Gerichte auf die Karte nehmen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, in Deutschland israelische Speisen anzubieten. Das Wort Israel sollte kein Tabu sein. Ich habe nichts mit Politik am Hut, ich kümmere mich um Essen.

Wird Baba Ganoush oft bestellt?
Ja, mehr als ich erwartet habe. Es ist ein buntes Gericht, wie unser Restaurant. Wir haben auch türkische Adana Kebab, obwohl wir ein kurdisches Restaurant sind. Weil sie lecker sind und zu unserer Speisekarte passen. Darum geht es.