Wladimir Putin, Sahra Wagenknecht und AfD-Sonneberg

Was Hitler dir versprochen hat

Nachts, wenn die deutschen News-Dingsies und Twitter-User schlafen.
Kolumne Von

Natürlich könnte an dieser Stelle jetzt eine umfangreiche Erörterung des öffentlich-rechtlichen Versagens während des Aufstands der Wagner-Truppen in Russland folgen. Andererseits, wozu? Dass deutsche Medien in Zeiten von Krisen und Kriegen nicht die schnellsten sind, ist schließlich schon lange klar. Selbst die Nachrichtenagenturen im kleinen Norwegen schaffen es, rund um die Uhr Leute zu beschäftigen, die Fremdsprachen beherrschen und Ereignisse bewerten können und in der Lage sind, wichtige Meldungen im Schnitt mindestens eine halbe Stunde vor deutschen Zeitungen und Fernsehsendern zu veröffentlichen.

Nächtliche Putschversuche haben nicht nur den Vorteil, dass einem deutsche News-Dingsies nicht erklären, was man wovon zu halten hat – unvergessen, wie beharrlich sie in den ersten Wochen des Kriegs in der Ukraine dabei blieben, dass das Land keine Chance habe und besser sofort Gespräche mit Wladimir Putin beginne.

Blöderweise für die ganzen Russland-Experten wurde in Sonneberg der erste AfD-Landrat gewählt, weswegen man sich die schönen Plätze in den Talkshows nun wahrscheinlich mit eben dieser AfD teilen muss.

Vorteilhaft ist auch, dass die meisten deutschen Twitter-User fest schlafen. Blöderweise für die ganzen Russland-Experten wurde am Sonntag in Sonneberg allerdings der erste AfD-Landrat gewählt, weswegen man sich die schönen Plätze in den Talkshows nun wahrscheinlich mit eben dieser AfD teilen muss. Oder mit Sahra Wagenknecht, die den Vorteil hat, zu beiden Themen – tja.

In Sonneberg warb die SED übrigens 1946 so um Stimmen: »Die SED ruft Dich zur Mithilfe am Neuaufbau Deutschlands! Sie ruft Dich dann, wenn Du nicht aus materiell-egois­tischen Gründen, sondern aus Überzeugung und Idealismus einstmals zur NSDAP gegangen bist, wenn Du dorthin gingst im Glauben, das Gute, den Sozialismus zu finden. Dann komme zu uns!« Denn: »Was Hitler Dir versprochen hat und niemals hielt, das wird Dir die SED geben: Verstaatlichung der Banken, Brechung der Zinsknechtschaft, Zertrümmerung der Konzerne und Truste, Abschaffung des Bildungsprivilegs, Gleichberechtigung aller Schaffenden, Bodenreform, Schutz der fried­lichen Entwicklung und des Friedens überhaupt.«

Es ist ein Elend.