Die Punkband Snuff hat ein Unplugged-Album aufgenommen

Den Stecker gezogen

Die britische Punkband Snuff hat ein Akustikalbum aufgenommen. Für »Come and Have a Go If You Think You’re Rachmaninoff« haben sie alte Songs ein weiteres Mal eingespielt – und sich als Band neu erfunden.

Platten, die unplugged aufgenommen wurden, hängt ebenso wie Live-Alben stets der Verdacht an, dass die verantwortenden Musiker keine Ideen für neue Lieder hatten und deshalb auf die eigenen Klassiker zurückgegriffen haben. Sie sind üblicherweise im Grunde Best-of-Alben – mit ein wenig Varianz. Und aus Sicht der Musikindustrie bieten sie (wie gewöhnliche Best-of-Alben auch) häufig eine Chance, mit bereits abgehalfterten Künstlern doch noch etwas Revenue zu generieren.

Allerdings hat bekanntlich jede Regel ihre Ausnahmen, und das Akustikalbum »Come and Have a Go If You Think You’re Rachmaninoff« von Snuff ist so eine. Die zehn Lieder sind zwar bereits bekannt, aber ­sowohl ihre jeweiligen Arrangements als auch das Arrangement der ganzen Platte schafft etwas gänzlich Neues. Ein Piano ersetzt in den meisten Songs die für Snuff typische Hammondorgel, Streichinstrumente machen aus poppigen Nummern ­melancholische und die Texte, die schon immer eine Stärke von Snuff waren, kommen ohne die üblichen Noise-Elemente viel stärker zur ­Geltung.

Es scheint fast so, als hätte sich die 1986 im Nordwesten von London gegründete Band mit diesem Akus­tikalbum, für das sie einige ihrer alten Stücke erneut eingespielt hat, neu erfunden. Oder als hätte sie nie andere Musik gespielt. Und gleichzeitig scheint sie mit den Vorurteilen über derartige Platten zu spielen: »I’ll see an empty shell of a man, torn apart, laid to waste«, heißt es im das Album eröffnenden Song »All You Need«, und die gequält klingende Stimme des Sängers, Schlagzeugers und einzig verbliebenen Gründungsmitglieds von Snuff, Duncan Redmonds, deutet zumindest an, dass es hier auch ein bisschen um ihn selbst gehen könnte. Stellenweise klingt Redmonds auf der Platte geradezu leidend, doch seine Stimme strahlt durchweg eine Dringlichkeit aus, die die Hörerin zwangsläufig in ihren Bann zieht.

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