Die Auseinandersetzung des Religionsphilosophen Klaus Heinrich mit Martin Heidegger

Der andere Anfang

Rund ein Vierteljahrhundert vor dem Erscheinen der »Schwarzen Hefte« zeigte der Religionsphilosoph Klaus Heinrich die Kontinuität zwischen dem philosophischen Werk und der Nazi-Begeisterung Martin Heideggers auf. Wie Heinrich in seinen Ausführungen vor Studenten der FU Berlin 1990 den Philosophen überführte, lässt sich in dem jetzt erschienenen Band der Reihe »Dahlemer Vorlesungen« nachlesen.

1936 traf Karl Löwith seinen früheren Lehrer Martin Heidegger in Rom. Heidegger besuchte die italienische Hauptstadt, um dort am deutsch-italischen Kulturinstitut einen Vortrag über Hölderlin zu halten. Löwith lebte damals in Rom, aber nicht freiwillig: Er hatte 1933 wegen des »Arier­paragraphen« seinen Lehrauftrag als Privatdozent an der Universität Marburg verloren. Mit Hilfe eines Stipendiums ging er für wenige Jahre nach Italien ins Exil, bevor er über Japan in die USA floh.

Löwith war auch mit Heideggers Familie, also mit dessen Ehefrau Elfriede und den Söhnen Hermann und Jörg bekannt, die Heidegger auf seiner Rom-Reise begleiteten. Während eines gemeinsamen Ausflugs mit der Familie Heidegger in das ­römische Umland trug Martin, wie Löwith in seinem autobiographischen Bericht »Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933« schreibt, das Parteiabzeichen der NSDAP am Revers. Offenbar schämte sich der Freiburger Ordinarius nicht für seine Parteimitgliedschaft, auch nicht vor dem einer jüdischen Familie entstammenden Löwith, der vor den Nazis hatte fliehen müssen. Als Löwith Heidegger sagte, dass dessen »Parteinahme für den Nationalsozialismus im Wesen seiner Philosophie läge«, stimmte Heidegger sogar zu. Zwar kritisierte er das »maßlose Organi­sieren« der nationalsozialistischen Tagespolitik. Dennoch beharrte ­Heidegger darauf, »dass der National­sozialismus der für Deutschland vorgezeichnete Weg sei«, wie Löwith in seinen Erinnerungen festhält.
 

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