Die Militarisierung Polens

Schießen für alle

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vergrößert Polen seine Armee und bereitet die Gesellschaft auf den Verteidigungsfall vor. Selbst Schulkinder lernen den Umgang mit Waffen.

Polen rüstet auf. 110 Milliarden Euro will Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak (PiS) in den kommenden Jahren für Rüstung ausgeben. Seit der russischen Invasion der Ukraine bemüht sich der polnische Staat verstärkt um die nationale Sicherheit. Zum Beispiel trat am 1. September ein Sondergesetz zum Bau von Schießständen an Universitäten in Kraft. Die regierende nationalistisch-autoritäre Partei Prawo i Sprawiedliwość (Recht und Gerechtigkeit, PiS) will den »effizienten Bau von Schießständen« erleichtern, denn dabei handle es sich um »Unternehmungen, die unter dem Gesichtspunkt der Staatsinteressen wichtig sind und pa­triotische Einstellungen prägen«, heißt es in der Begründung des Gesetzes.

Das ist nur eines von vielen Beispielen dafür, dass in der polnischen Gesellschaft das Militärische eine immer größere Rolle spielt. Polens Landarmee werde in den kommenden zwei Jahren zur stärksten der EU werden, verkündete Verteidigungsminister Błaszczak bei einer Wahlveranstaltung in der Nähe von Warschau im April – vorausgesetzt, PiS gewinne die Wahlen am 15. Oktober. Die Truppenstärke der polnischen Armee soll in den kommenden Jahren verdoppelt werden und auf 300.000 anwachsen. Die Ausgaben für die Verteidigung liegen nach Nato-Angaben bei vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit ist Polen das Nato-Land mit dem im Verhältnis zum BIP größten Militärbudget – noch vor den USA.

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