Das Album »Pearlies« von Emma Anderson

Perlen, keine Perlchen

Emma Anderson, Gitarristin, Backgroundsängerin und Co-Songschreiberin der Band Lush, hat mit »Pearlies« ihr erstes Soloalbum veröffentlicht.
Musikrezension Von

2016 endete die sehr kurze Reunion von Lush mit einer abrupten und seltsam kommunizierten Auflösung. Nachdem die wegweisende und stilprägende Shoegaze-Band zum zweiten Mal passé war, stand deren Gitarristin, Backgroundsängerin und Co-Songschreiberin Emma Anderson mit einer Menge Material da, das eigentlich für eine kommende LP der Gruppe vorgesehen war.

Während ihre frühere Kollegin Miki Berenyi bei Piroshka spielt, von denen bereits zwei Alben vorliegen, und mittlerweile mit einem nach ihr selbst benannten Trio tourt, hat Anderson nun ihr erstes Soloalbum veröffentlicht. Endlich, denn im Alleingang entfalten ihre Fähigkeiten eine unverwechselbare Eleganz.

Emma Andersons neue Lieder weisen unmissverständlich nach vorne, womit die lange verkannte Komponistin abermals ihre Innovationskraft unter Beweis stellt.

Wer der naheliegenden Versuchung widersteht, sich »Pearlies« als eine verpatzte Chance für Lush anzuhören, wird mit zehn Songs belohnt, die in neue und höchst erfreuliche Richtungen weisen. Zwar tragen sie die untrügliche Note einer mehr als 30 Jahre zurückliegenden Ära, in der Anderson mit solch unvergesslichen Stücken wie »De-Luxe«, »Nothing Natural« und »Never-Never« hervortrat.

Ihre neuen Lieder weisen jedoch unmissverständlich nach vorne, womit die lange verkannte Komponistin abermals ihre Innovationskraft unter Beweis stellt. Die zärtlich-entrückten Melodien entfliehen mal ins Traumartige – wie bei »For a Moment« – oder sorgen dafür, dass man sich – wie bei »Willow and Mallow« – in einem Film wähnt. Angesichts dieser glänzender Finesse gibt es überhaupt keinen Grund, bescheiden von »Perlchen« zu sprechen.

Auffällig ist, dass die Lyrics Vergängliches, Abschiede und Neuanfänge zu umkreisen scheinen. Aber bekanntlich wohnt jedem Anfang ein Zauber inne, und dieser hier lässt dar­auf hoffen, dass da noch einiges folgen wird.


Albumcover

Emma Anderson: Pearlies (Sonic Cathedral)