Kind geblieben

Die Erfolge der AfD bei den jüngsten Landtagswahlen waren enorm. In Hessen ist sie hinter der CDU zweitstärkste, in Bayern nach CSU und Freien Wählern die drittstärkste Kraft geworden. Bei der Nachlese der Ergebnisse kamen weitere schlechte Nachrichten hinzu: Besonders hoch ist der Stimmenanteil in der jungen Wählerschaft, 18 Prozent der unter 30jährigen in Bayern und 17 Prozent in Hessen wählten die AfD.

»The kids are alt-right«, wurde in Anlehnung an einen Song von The Who kommentiert; das ist nicht leicht zu verdauen. Wie konnte es dazu kommen? Schnell fiel der Verdacht auf die erfolgreiche Agitation der AfD in den sozialen Medien. Tatsächlich hat sie sich dort vom längst als Boomer-Medium verschrienen Facebook über Youtube-Kanäle zu Tiktok ausgebreitet, also jener Plattform, die mit ihren Tanz- und Mitsingvideoschnipseln vor wenigen Jahren selbst medienaffinen Millennials noch ein Rätsel war. Mehr als die Hälfte der etwa 21 Millionen deutschen Nutzer:innen von Tiktok sind zwischen 14 und 19 Jahren alt. Insgesamt nutzen bis zu 73 Prozent der 16- bis 19jährigen das Medium, in erster Linie für Unterhaltung, sogenannte Lifehacks und Wohlfühlvideos. Warum ist ausgerechnet die AfD auf Tiktok so beliebt?