Verschenkekisten und Sperrmüll

Bettwanzen auf Reise

Kolumne übers Spazierengehen. Die Verschenkkiste – und was Sperrmüll so alles mit sich bringen kann.

Bewegt man sich durch die Innenstadt, begegnen sie einem an jeder zweiten Ecke. Mal liebevoll gestaltet, mal etwas achtlos dahingepfeffert, manchmal gar fest installiert, damit sie immer wieder neu befüllt werden können: Verschenkkisten. Für die einen sind sie ein Ärgernis, das den öffentlichen Raum verschandelt; auf andere üben sie eine magnetische Anziehung aus und bieten die Möglichkeit, einen Schatz zu finden; für wieder andere sind sie einfach nur eine Gelegenheit, den schmalen Geldbeutel zu schonen.

Auch hektisches Telefonieren lässt sich an diesen Orten des kostenlosen Konsums beobachten: Da wird manchmal gar Verstärkung angefordert. Trifft diese dann ein, werden die Objekte der Begierde in mitgebrachte Taschen oder motorisierte Vehikel gepackt – manchmal gar die ganze Kiste.

Die Schatzsucher dabei zu beobachten, wie sie den Inhalt einer Kiste inspizieren, kann große Freude bereiten. Man sieht praktisch Gedankenblasen über ihren Köpfen aufploppen, wenn ein Fundstück von allen Seiten begutachtet wird. »Was ist das?«, »Funktioniert das noch?«, »Kann ich das gebrauchen?« Wobei der letztgenannte Gedanke seltener aufkommen dürften, der Bedarf an dem Gegenstand scheint doch eher zweitrangig. Wichtiger ist das Gefühl, etwas gefunden zu haben, umsonst!

Wirklich skurril kann es werden, wenn mehrere Menschen an einer Kiste aufeinandertreffen. Das Begutachten wandelt sich in ein Festhalten. Es muss gut überlegt werden, ob man das Ding nochmal ablegt und damit riskiert, dass der andere es sich schnappt. Auch hektisches Telefonieren lässt sich an diesen Orten des kostenlosen Konsums beobachten: Da wird manchmal gar Verstärkung angefordert. Trifft diese dann ein, werden die Objekte der Begierde in mitgebrachte Taschen oder motorisierte Vehikel gepackt – manchmal gar die ganze Kiste. Begutachtet man den Ort des Geschehens einen Tag später, so ist vom Kadaver des kapitalistischen Überflusses nur noch das Gerippe übrig, und man kann nur hoffen, dass sich jemand erbarmt, die Knochen zu entsorgen.

Die Entsorgung ist beim Sperrmüll übrigens gesetzlich geregelt, wartet solcher auf Abholung, darf man ihn sich eigentlich nicht aneignen. Und doch gibt es oft nichts Schöneres, als sich durch die in Ungnade gefallener Möbel anderer zu wühlen. Ein kleiner Tisch, ein süßes Regal, vielleicht gar neue Polstermöbel, alles ist dort zu finden. Allerdings hat das Umweltbundesamt eine Warnung her­ausgegeben bezüglich der Möbel vom Sperrmüll. So kann man sich mit diesen Bettwanzen einhandeln, da diese wohl gern mit Sperrmüll reisen, was nun wirklich kein nettes Geschenk ist.