Estibaliz Urresola Solagurens Spielfilm »20.000 Arten von Bienen« erkundet die Grenzen von Sprachen und Geschlechtern

Entscheidung für Lucía

In ihrem ersten Spielfilm »20.000 Arten von Bienen« erzählt die spanische Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren von einem achtjährigen Kind, das davon träumt, ein Mädchen sein zu dürfen. Leider strapaziert die Regisseurin die Bienenmetapher bis zum Äußersten.

Familienaufstellung unter Imkern. »Wer ist die Drohne?« fragt die Großtante. »Mein Vater«, antwortet die Nichte. »Und wer willst du sein?« will die Tante wissen. »Die Königin!« ruft das achtjährige Kind. Ein Berghang über der baskischen Stadt Llodio mit einem Dutzend Bienenstöcken und einem einfachen kleinen Haus ist das Refugium von Lourdes (Ana Gabarain), der Großtante des Kindes. Hier betreibt sie eine Imkerei.

Die kleine Lucía, gespielt von Sofía Otero, genießt die entspannte Zuwendung der Tante sichtlich, genauso wie das Fragespiel, in dem das Kind frei entscheiden kann, welche Rolle es als Biene hätte. Das Kind hat lange Haare, ei­nige Fingernägel sind lackiert, andere nicht, es lächelt; die Ferien auf dem Land versprechen, ein großes Abenteuer zu werden.

Lucía heißt eigentlich Aitor und wird zumeist Cocó genannt. Und auch sonst ist hier nichts eindeutig. Kind und Tante reden Baskisch mit­einander, wechseln aber auch immer wieder mal ins Spanische. Den ganzen Film über springen die Unterhaltungen zwischen den sehr unterschiedlichen Sprachen hin und her. Baskisch ist in keiner Weise mit den indoeuropäischen Sprachen verwandt. Im Baskischen gibt es, anders als etwa im Spanischen, kein grammatisches Geschlecht. Spanisch hat – als romanische Sprache – eine ähnliche Struktur wie Französisch, die dritte Sprache, in der man sich in dem Film »20.000 Arten von Bienen« verständigt.

Der Film beginnt in Hendaye an der westfranzösischen Atlantikküste, wo Ane (Patricia López Arnaiz) gerade mit ihren drei Kindern in die Ferien nach Llodio aufbricht. Hektik komm auf. Der Vater Gorka (Martxelo Rubio) bleibt zurück, er muss arbeiten. Schnell einigen sich die Eltern noch, wie ein Geschwisterkonflikt vom Vortag entschärft werden kann. Das Jüngste hat sich den Badeanzug einer Mitschülerin geschnappt. Wie damit umgehen? Der Vater plädiert für Strenge, die Mutter für Nachsicht.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::