»Israel führt diesen Krieg mit der schlechtesten Regierung seiner Geschichte«
Am 2. Januar sagte der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant vor Truppen im Gaza-Streifen: »Es gibt keine gerechtfertigtere Mission als das, was wir gerade tun.« Sie haben sich intensiv mit der Frage des »gerechten Kriegs« auseinandergesetzt. Nach drei Monaten Krieg im Gaza-Streifen – würden Sie Gallants Aussage zustimmen?
Eine militärische Reaktion auf den 7. Oktober war gerechtfertigt und notwendig. Und ich glaube auch weiterhin, dass dieser Krieg gerecht ist. Ich habe aber einige Bedenken wegen der Kriegsführung.
In welcher Hinsicht?
Lassen Sie mich mit der anfangs ausgerufenen Blockade des Gaza-Streifens beginnen. Sie war falsch, auf sehr komplizierte Weise. Die Hamas ist nicht nur eine Terrororganisation, sondern stellt auch die Regierung im Gaza-Streifen. In dieser Funktion ist sie verantwortlich für das Wohlergehen der dortigen Bewohner. Und wie wir mittlerweile wissen, hat die Hamas enorme Vorräte an Treibstoff, Elektrizität, Nahrung und Medikamenten, die sie jedoch nicht denjenigen zur Verfügung stellt, für die sie verantwortlich ist.
»Da ich nicht denke, dass willkürliche Bombardierungen stattfinden, glaube ich selbstverständlich auch nicht, dass Israel einen Genozid verübt.«
Wegen dieser Umstände muss Israel die Verantwortung für die Bevölkerung übernehmen, deren Regierung die israelische Armee bekämpft. Das ist paradox, erscheint mir jedoch aus moralischen Gründen erforderlich. Israel muss sicherstellen, dass Nahrungsmittel und medizinische Güter in großen Mengen zu den Menschen gelangen. Dazu müsste auch der israelische Grenzübergang genutzt werden, nicht nur der ägyptische. Und Israel muss die Stromversorgung dauerhaft gewährleisten. Die kurzzeitige Unterbrechung zu Anfang des Kriegs war nicht nur moralisch falsch, sondern auch in politischer Hinsicht dumm.
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