»She Reaches Out to She Reaches Out to She« von Chelsea Wolfe

Die Stimme im Mittelpunkt

Die US-amerikanische Sängerin Chelsea Wolfe hat mit »She Reaches Out to She Reaches Out to She« ihr siebtes Studioalbum veröffentlicht. Es ist vielseitiger geraten als das Vorgängeralbum.
Musikrezension Von

Sucht man nach dem charakteristischen Sound von Chelsea Wolfe, bietet es sich an, den Eröffnungstrack ihres neuen Albums »She Reaches Out to She Reaches Out to She« anzuhören: »Whispers in the Echo Chamber« exerziert musikalisch Nähe und Flucht und Kontrolle und Ausbruch durch – etwas, das die US-Amerikanerin auf nunmehr sieben Studioalben betreibt.

Zwischen den Lo-Fi-Anfängen ihres Debüts »The Grime and the Glow« (2010) und dem neuen Album liegen mehrere Inkarnationen, die sich mal in nebligem Witchhouse-Terrain (»Apokalypsis«, 2011), mal in elektronischen oder zuletzt wieder krachigeren Gefilden (mit der Post-Metal-Band Converge) bewegten. Allen Veröffentlichungen gemein sind die düstere neoromantische Ästhetik (inklusive des Make-ups und der Kostüme der Musikerin) und ein Entwurf von Pop, in dem die Stimme im Mittelpunkt steht, auch wenn Instrumente noch so noisig und experimentell gespielt werden.

Die Produktion ist gewohnt geschliffen, wovon vor allem die stärker elektronischen Tracks wie »Eyes Like Nightshade« und »Unseen World« profitieren.

Auf »She Reaches Out to She Reaches Out to She« klingt Wolfe musikalisch vielseitiger als auf ihrem vorigen Album »Birth of Violence« von 2019. So mündet der Opener nach seinen Triphop-Anfängen in ein leider sehr kurzes Metal-Gitarrenriff, während Wolfes gewohnt hauchender Gesang von wimmernder Electronica umspült wird.

Mit »House of Self-Undoing« folgt ein treibender Rocksong in klassischer Bandbesetzung, der zwischen den sonst vorwiegend in mittlerem Tempo gehaltenen Tracks deutlich heraussticht, aber auch ein wenig zu sehr nach Rockradio-Gefälligkeit klingt.

Überhaupt ist die Produktion gewohnt geschliffen, wovon vor allem die stärker elektronischen Tracks wie »Eyes Like Nightshade« und »Unseen World« profitieren. Der letzte Song auf »She Reaches Out to She Reaches Out to She« ist zugleich der schönste: »Dusk« ist eine schleppende Ballade mit tollem angezerrtem Gesang, die noch lange im Ohr bleibt.


Albumcover_Chelsea_Wolfe

Chelsea Wolfe: She Reaches Out to She Reaches Out to She (Loma Vista)