Inhärente Awkwardness

Nach dem quasiautobiographischen Roman »Die Frau mit dem Arm«, den Andreas Dorau im vergangenen Jahr mit Sven Regener veröffentlichte, gibt es damit auch wieder neue Musik von dem vielseitigen Hamburger Musiker.

Seine ersten großen Erfolge feierte der damals gerade erst 17jährige ­Dorau zusammen mit den Marinas Anfang der achtziger Jahre, seitdem hat er 13 Alben veröffentlicht, zuletzt 2019 »Das Wesentliche«. Wo dieses noch mit Akustikgitarre aufwartete, ist der Sound auf dem jüngsten Album deutlich elektronischer.

Wenn Dorau in »Das ist nur Musik« singt: »Das sind nur Worte und Noten«, während der Beat irgendwo zwischen House und Schlager oszilliert, kann man das als ironischen Kommentar verstehen – wirklich interessant macht es den Song nicht.

Elektronische Sounds standen auch am Anfang von Doraus Kar­riere. Auf seiner ersten Hitsingle »Fred vom Jupiter« (1981) pfiffen und dudelten die Synthesizer charmant vor sich hin. Die Instrumentierung der neuen Songs ist deutlich voller im Sound, leider bleibt aber der Charme oft auf der Strecke, das Album klingt über weite Strecken zu beliebig.

Wenn Dorau in »Das ist nur Musik« singt: »Das sind nur Worte und Noten«, während der Beat irgendwo zwischen House und Schlager oszilliert, kann man das als ironischen Kommentar verstehen – wirklich interessant macht es den Song nicht. Das ist schade, da Brezel Göring und Güner Künier, zwei der auf dem Album vertretenen Gastmusiker, in den vergangenen Jahren deutlich ideenreichere Soloplatten veröffentlicht haben. Hier sind sie aber nur mit Gesangsparts vertreten.

Allerdings sind die Lyrics viel besser als der Sound; es sind gewohnt lakonisch-humorvolle Texte, zwischen Kinderlied und Avantgarde. Das Album funktioniert am besten in den Momenten, in denen Doraus inhärente awkwardness durchscheint: »Du traust dich, etwas zu sagen. Was mach ich? Ich geh.«

Andreas Dorau: Im Gebüsch (Tapete Records)