Donnerstag, 11.04.2024 / 18:12 Uhr

Israel und Iran: Die Zeichen stehen auf Krieg

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Plakat in Teheran, das mit Vernichtung Israels droht, Bildquelle: Farsnews

Die USA warnen, ein Angriff des Iran auf Israel stehe kurz bevor; auch in der Region fürchten viele einen möglichen Krieg. Nur: Eigentlich will der Iran gar nicht.

 

Vermutlich noch nie in den den letzten Jahren stand der Nahe Osten so knapp vor einem Krieg zwischen dem Iran und Israel. Heute morgen warnten die USA vor einem kurz bevorstehenden Angriff des Iran.

Und der Binnenlogik, die in der Region herrscht zufolge, müsste der Iran auch "Vergeltung" üben. Schließlich hat die israelische Luftwaffe nicht nur in den letzten Monaten systematisch iranische militärische Infrastruktur in Syrien zerlegt, sondern auch hochrangige Offiziere der Revolutionsgarden ins Jenseits befördert.

Zuletzt in einem Angriff auf die iranischen Konsulats  in Damaskus, bei der der hochrangige General der Revolutionsgardisten Mohammad Reza Zahedi und sein Stellvertreter umkamen. Das war ein Angriff auf den iranischen Staat selbst und nicht mehr teil des Stellvertreterkrieges, den sich Iran und Israel seit Jahrzehnten liefern. Ein solcher Angriff verlangt eine entsprechende Reaktion, alles andere sieht nach Schwäche aus. Und Schwäche ist bekanntermaßen im Nahen Osten etwas, das man tunlichst zu vermeiden hat.

Nur: Eigentlich will der Iran gar nicht, denn sie wissen in Teheran, sobald es zur offenen Konfrontation mit Israel kommt, können sie eigentlich nur verlieren.

Zwar hängte man martialische Plakate überall in Teheran auf, die Israel mindestens mit Höllenqualen drohten und drehte den Propagagandasound noch einmal ein paar Dezibel höher, wo das überhaupt noch ging, aber schon seit Monaten folgtem dem lautem Gepoltere und Gedrohe vergleichsweise wenig Taten.

Wie wenig sie eigentlich wollen, sagten sie heute selbst in einer Stellungnahme, die an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten ist:

The “imperative for Iran” to retaliate for the attack on its embassy compound in Damascus might have been avoided had the UN Security Council condemned the strike, Tehran’s mission to the United Nations says.

“Had the UN Security Council condemned the Zionist regime’s reprehensible act of aggression on our diplomatic premises in Damascus and subsequently brought to justice its perpetrators, the imperative for Iran to punish this rogue regime might have been obviated,” the mission writes on X.

Wie bitte? Die Islamische Republik Iran gäbe sich mit einer läppischen und folgenlosen Verurteilung des UN-Sicherheitsrates zufrieden? Das wäre es und sie gäben Ruhe? Man möchte fast sagen: Soweit ist es gekommen? So kleine Brötchen backen sie gerade in der Regierungsküche in Teheran?

Was immer auch in den nächsten Tagen geschehen wird, ob der Iran Israel direkt angreifen sollte, über seine Satelliten im Libanon oder gar gar nicht, klar ist, in Teheran sind sie im Moment nicht besonders glücklich mit der Entwicklung und wenn, so handeln sie aus einer Position der Schwäche heraus.

Umgekehrt dürfte man im Iran fürchten, dass Israel die Gunst der Stunde nutzen könnte, um endlich zu tun, was aus Sicht Jerusalems seit Jahren hätte getan werden müssen, nämlich den Urheber all des gegen den jüdischen Staat in der Region gerichteten Terrors selbst anzugreifen, zu schwächen oder gar zu beseitigen. 

Nur, und dies lehrt einen der Blick in europäische Geschichte: Sie schlimmsten Kriege sind die, die eigentlich niemand wirklich will und die alle beteiligten fast schlafwandlerisch hineinlaufen. In genau so einer Situation befindet sich der Nahe Osten seit dem 7.10 auch und weil eben all die ungeschriebenen Regeln, die es trotz allem zwischen den verfeindeten Parteien gab, seitdem außer Kraft sind und bislang durch keine neuen ersetzt wurden.