Montag, 01.04.2024 / 22:02 Uhr

Sieg der Opposition in türkischen Kommunalwahlen

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Wahlplakat der CHP in Izmir, Bild: Thomas v. der Osten-Sacken

Erstaunlich deutlich hat die Opposition bei den Kommunalwahlen in der Türkei gesiegt.

 

Sowohl die kemalistische CHP als auch die kurdische DEM, Nachfolgerin der HDP, gingen als deutliche Sieger aus den Kommunalwahlen hervor: Die CHP konnte Ankara und Istanbul mit deutlicher Merheit halten und in den kurdischen Regionen gewann die DEM. Eindeutiger Verlierer ist die AKP und Präsident Erdogan, der den Urnengang zu einer Art Schicksalswahl erklärt hatte und vor allem Istanbul wieder gewinnen wollte.

Im Vorfeld sah es fast so auch, als könnte ihm das auch gelingen, die Opposition war nach dem letztjährigen Wahldebakel geschwächt und wirkte längst nicht mehr wie ein Hoffnungsträger.

Umso erstaunlicher mit welch deutlichem Abstand die CHP gewann. Für Erdogan eine herbe Niederlage:

“It is the biggest defeat,” said Murat Somer, professor of political science and international relations at Ozyegin University in Istanbul. It is a defeat not only in numbers, he said, but also because “Erdogan had used all state power” at his disposal to try to help his party win the elections

g
Ergebnisse für Istanbul, Bildquelle: Daily Sabah

 

Allerdings scheint es so, dass er, anders als bei den letzten Wahlen, diese Niederlage bereit ist zu akzeptieren und die Ergebnisse nicht anfechten wird:

Erdogan conceded defeat on behalf of his party Sunday night, saying he plans to respect the will of Turkish people.

“Unfortunately, we could not get the result we wanted and hoped for in the local election test,” the 70-year-old leader said in a speech delivered Monday at AK Party headquarters in Ankara. Regardless of the results, he added, “the winner of this election is primarily our democracy, the national will, and all 85 million people, regardless of their political views.”

Ekrem Imamoglu, der als Bürgermeister bestätigt wurde, dürfte damit wohl auch gute Chancen haben zum nächsten Präsidentschaftskandidaten der CHP gekürt zu werden und muss dann wohl auch nicht gegen Erdogan antreten, der jüngst erklärte, diese Kommunalwahl sei seine letzte.

Gerade nach den letzten Präsidentschaftswahlen schien es, als sei die AKP an der Urne nicht zu besiegen und Resignation hatte sich breit gemacht unter denen, die auf ein Ende der jahrzehntelangen Herrschaft dieser Partei gehofft hatten.

Insofern trifft zu, was Imamoglu gestern sagte, nachdem sein Sieg sicher schien:

“The period of one-man rule is over today,” Imamoglu, a 53-year-old businessman-turned-politician, told cheering crowds in Istanbul on Sunday night.

“As we celebrate our victory, we send a resounding message to the world: the decline of democracy ends now,” the Istanbul mayor wrote Monday on X. “Istanbul stands as a beacon of hope, a testament to the resilience of democratic values in the face of rising authoritarianism.”