Der ehemalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Torsten Albig, ist nun Tabaklobbyist

Genosse Cheflobbyist

Albig soll die »external affairs« leiten, also die Außendarstellung des Tabakkonzerns Philip Morris in Deutschland verantworten. Dabei hat der ehemalige SPD-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein nach eigenem Bekunden noch nie eine Zigarette geraucht.
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Politiker zieht es nach Ende ihrer politischen Karriere häufig ins Geschäftsleben, was oft für Aufsehen sorgt. Neben dem einstigen Minister und Vizekanzler Sigmar Gabriel, der 2020 für den Fleischkonzern Tönnies arbeitete und 2021 Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank wurde, gibt es nun ein weiteres prominentes Lobbyisten-Beispiel aus den Reihen der Sozialdemokraten: Den ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, ­Torsten Albig, hat es zum US-Tabakunternehmen Philip Morris verschlagen.

Der gebürtige Bremer war von 2009 bis 2012 Kieler Oberbürgermeister, anschließend Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Die Landtagswahl 2017 verlor er, daraufhin ging er für vier Jahre nach Brüssel, jedoch nicht ins Europäische Parlament, sondern als Leiter der Repräsentanz der Deutschen Post DHL. Nach einem knappen Jahr als Geschäftsführer beim Bundesverband Deutscher Postdienstleister 2021 folgt nun sein Wechsel zu Tabakprodukten.

Gern sähe Albig Deutschland ebenso rauchfrei wie Schweden, wo nur wenige rauchen, aber sich viele das – in Deutschland nicht zum Verkauf freigegebene – Tabakprodukt Snus unter die Oberlippe schieben.

Albig soll die »external affairs« leiten, also die Außendarstellung von Philip Morris in Deutschland verantworten. Der Konzern will langfristig raus aus dem klassischen Zigarettengeschäft und sattelt daher weltweit auf »rauchfreie« Iqos, E-Zigaretten oder Nikotinbeutel um. Nachdem Neuseeland Zigaretten für Jugendliche schon ganz verbieten will und sogar die Jungle World Argumente gegen das Rauchen findet, müssen wohl auch Tabakgiganten ein neues Geschäftsmodell entwickeln.

Albig sagt, er habe »noch nie in meinem Leben eine Zigarette geraucht«, er will für Ersatzprodukte werben. Gern sähe Albig Deutschland ebenso rauchfrei wie Schweden, wo nur wenige rauchen, aber sich viele das – in Deutschland nicht zum Verkauf freigegebene – Tabakprodukt Snus unter die Oberlippe schieben. Der Snus-Produzent Swedish Match gehört zu Philip Morris. Dem Deutschen Krebsforschungszentrum zufolge fehlten zwar noch Langzeitstudien zu den Folgen rauchfreier Produkte, Tabakgenuss sei aber immer gesundheits­schädigend.