Mit »Come On, Cat« reüssieren Captain Planet erneut mit ihrer Mischung aus Emo und Punkrock

Noch und nöcher

Die Hamburger Emopunkband Captain Planet hat mit »Come On, Cat« ihr erstes Album seit sieben Jahren herausgebracht.
Musikrezension Von

Es gibt einen ganz schlimmen Satz, den keine Band jemals über sich lesen will: »Sie können es noch.« Das ist, als würde man jemanden dafür beglückwünschen, dass er ganz toll atmet, ja wirklich, ganz berührend ist es, dass er noch steht, vielleicht sogar redet, wie ein richtiger Mensch eben. Die schlimmste Beleidigung, verpackt als Lob.

Die Emopunkband Captain Planet hat schon immer wenig darauf gegeben, gelobt zu werden. Mit striktem Punk-Ethos veröffentlichte die fünfköpfige Gruppe zunächst auf dem Hamburger DIY-Label Unterm Durchschnitt, und zwar in ihrem eigenen Rhythmus. Mit »Treibeis«, das 2012 bei Zeitstrafe erschien, gelang der Band mehr als ein Achtungserfolg: Der Song »Pyro« fing ein tieftrauriges Gefühl assoziativ und kämpferisch ein – das Album landete in den Charts.

Einsamkeit und Nostalgie schimmern ständig durch – und immer wieder die Sehnsucht nach einem kathartischen Ende.

Nun ist »Come On, Cat« erschienen, das erste Album der Band seit sieben Jahren, seit der Platte »Ein Ende«, das zum Glück nicht gekommen ist. Und so richtig glauben will man es zunächst nicht, dass diese doch sehr an ihrer Zeit hängende Mischung aus Emo und Punkrock, wie sie in Deutschland vor allem vor etwas mehr als 20 Jahren von Bands wie Turbostaat, Muff Potter und später Matula oder Duesenjaeger gespielt wurde, noch funktioniert. Man fühlt mit, wenn Captain Planet »Bist nackt unter all den Schichten, wie wir alle« (»Am Wald«) oder »Heute ist Tag der offenen Herzen, Betonmischmaschinen stehen bereit« (»Tag der offenen Herzen«) ins Mikro rufen.

Einsamkeit und Nostalgie schimmern ständig durch – und immer wieder die Sehnsucht nach einem kathartischen Ende. Der Song »Halley« glänzt mit einem Musikvideo, in dem die Protagonistin den gleichnamigen Kometen erwartet, auf dass er all den Quatsch hier beenden möge. Der Sänger Jan Arne von Twistern richtet sich an »alle, die sich auch nicht mehr ertragen«, und dichtet darüber: »Wir alle sind doch angezählt seit Jahren.« Das funktioniert so wunderschön und ganz ohne Verzierung, weil doch stimmt, was hier einer fühlt. Ein »noch« braucht es da so ganz und gar nicht.


Albumcover

Captain Planet: Come On, Cat (Zeitstrafe)