Unbeugsame Nachdenklichkeit

Die Band Lewsberg aus Rotterdam befindet sich im Oktober auf einer Tournee durch die USA, die fast nahtlos übergeht in eine Konzertreise durch Europa mit knapp 25 weiteren Gigs. Daran ist unschwer zu erkennen, dass die niederländische Indie-Gruppe es ernst meint mit ihrer Musik. Ihr stetig wachsendes Publikum haben sie sich maßgeblich als hinreißende Live-Band erspielt, zumal keine große Plattenfirma hinter ihnen steht, auch auf Social-Media-Aktivitäten wird verzichtet. Mit »Out and About« hat die Gruppe ihr viertes Album veröffentlicht – so wie die drei Vorgänger und Singles auf ihrem eigenen Label Lewsberg Records.

Der Songwriter und Lead-Gitarrist Michiel Klein ist auf der Bühne am zurückhaltendsten, indem er nahezu regungslos dasteht, sein minimalistisches Gitarrenspiel konzentriert zum Besten gibt und die ohnehin wenigen Ansagen den anderen überlässt.

Der Sound von Lewsberg ist zum einen am coolen Rock ’n’ Roll von Velvet Underground angelehnt, wenngleich wohl keine Opiate mit im Spiel sind. Die Schlagzeugerin Marrit Meinema, die ihr rudimentäres Kit aus Snare, Standing Tom und Schellenkranz im Stehen bedient, erinnert sogar ein wenig an Moe Tucker.

Doch der oft eher erzählende Gesang von Arie van Vliet (außerdem Gitarre und Geige) verfügt weniger über die Intensität Lou Reeds als vielmehr über das unaufgeregte Understatement eines Ira Kaplan (Yo La Tengo) oder Bill Callahan. Zudem stehen Lewsberg in der Tradition des Jangle Pop.

Einige Stücke wie die Single »Without a Doubt« oder das Trennungslied »A Different View«, die von Bassistin Shalita Dietrich gesungen werden, lassen wiederum an schillernde Girl Groups aus den Sechzigern denken, wegen des Wechselspiels von unbekümmertem Selbstbewusstsein und unbeugsamer Nachdenklichkeit.

Lewsberg: Out and About (Lewsberg Records)