Das jüngste Video des Zentrums für politische Schönheit

Der falsche Scholzomat

Das Zentrum für politische Schönheit verbreitet eine gefälschte Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz. Die Aktion, mit der vermeintlich ein AfD-Verbot gefordert wird, ist aber doch nur Selbstvermarktung.
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»Vor 90 Jahren führte der Rechtsextremismus unser Land in die schlimmste Katastrophe der Menschheitsgeschichte«, so angeblich Bundeskanzler Olaf Scholz im Video seiner »Rede an die Nation«. »Hier und jetzt müssen wir eine Entwicklung verhindern, wie sie 1933 schon einmal ihren Lauf nahm.« Diese Rede ist allerdings ein sogenannter deep fake, also eine mit künstlicher Intelligenz erzeugte Fälschung. Hinter der Fälschung steckt das Zentrum für politische Schönheit.

»Es gibt offensichtliche Bestrebungen, die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung richten, gegen die Demokratie, gegen das Parlament und gegen die Verfassung. Das werde ich mir nicht länger bieten lassen«, so der falsche Scholzomat weiter. »Meine Regierung wird zum fünften Todestag von Walter Lübcke am 2. Juni 2024 beim Bundesverfassungsgericht ein Verbot der Partei ›Alternative für Deutschland‹ beantragen.«

Irgendwie wirkt der falsche Bundeskanzler viel eloquenter als das Original.

Die tatsächliche Bundesregierung zeigte sich von der gefälschten Ansprache gar nicht begeistert. »Wir nehmen das überhaupt nicht auf die leichte Schulter«, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit, denn durch solche Simulationen werde es »immer schwerer, zwischen echt und falsch zu unterscheiden«. Man habe, so Hebestreit weiter, »ja nicht die Möglichkeit, ein Wahrheitsministerium zu gründen, und dann sagt die Regierung: Das stimmt, und das stimmt nicht.« Zudem finde er, dass die Sprache des falschen Scholzomaten »sehr nah am Original« sei.

Da kann man geteilter Meinung sein, denn irgendwie wirkt der falsche Bundeskanzler viel eloquenter als das Original. Und auch der vom Video verbreitete Tatendrang sollte alle stutzig machen, die die politische Karriere von Olaf Scholz verfolgt haben. Am Ende des Filmchens bittet der falsche Scholz auch noch um Spenden, »um das Verbotsverfahren zu finanzieren. Als Dankeschön gibt es tolle Geschenke von der Bundesregierung.« Ja, ist klar – wem nicht auffällt, dass das eine Fälschung ist, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Das Kalkül des Zentrums für politische Schönheit wiederum dürfte genau aufgegangen sein. Man ist mal wieder für ein paar Tage in den Medien und der Spendenaufruf am Ende des Videos macht deutlich, dass es den Mitgliedern des Zentrums um nichts anderes geht, als an Geld zu kommen. Das hat beim Zentrum für politische Schönheit Tradition: Vor einigen Jahren versuchte es, unter anderem Briefbeschwerer aus der Asche von Opfern der Shoah zu verkaufen, um nur ein Beispiel zu nennen.

Auch wenn der Haussegen in der Regierung wegen der Haushaltslücke gerade mächtig schief hängt, kann das doch niemand ernst nehmen.

Nun offeriert es Feuerzeuge zum Thema AfD-Verbot für 15 Euro und T-Shirts für 120 Euro. Als Begründung dafür, dass der falsche Scholz auf Spenden für die Durchführung des Verbotsverfahrens angewiesen sei, findet sich auf der zugehörigen Website noch ein gefälschtes Statement von Finanzminister Christian Lindner: »Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, leider konnte ich keine Mittel aus dem Bundeshaushalt für dieses Portal der Bundesregierung bereitstellen. »Für die Finanzierung des Projekts sei Bundeskanzler Olaf Scholz deshalb auf Spenden angewiesen.

»Für unsere Demokratie, für die Freiheit. Ihr Christian Lindner.« Auch wenn der Haussegen in der Regierung wegen der Haushaltslücke gerade mächtig schief hängt, kann das doch niemand ernst nehmen. Und die Eigenwerbeaktivitäten des Zentrums für politische Schönheit sollte man zukünftig am besten schlicht ignorieren.