Aktionswochen zur ­Unterstützung von russsischen Kriegsdienstflüchtlingen

Vorm Wehrdienst wegradeln

Im Dezember fanden in ganz Deutschland Aktionswochen zur Unterstützung von Kriegsdienstverweigerern statt. In Hamburg berichtete ein kalmückischer Aktivist, wie seine Mitstreiter und er russischen Deserteuren über die Grenze nach Kasachstan verhalfen.

Deutsche Medien zeichnen rührende Porträts von mutigen russischen Regimegegnern oder tapferen ukrainischen Kombattanten. Wer vor dem Kriegsdienst flieht, dem haftet indes etwas Unanständiges an: Feigheit. Bequemlichkeit. Illoyalität. Immer wieder wälzen Expertenrunden die Frage, warum die russische Bevölkerung Putin nicht »endlich« zu Fall bringe. Doch bei den Männern, die ins Ausland reisen, um nicht am Krieg teilnehmen zu müssen, stellen sich viele die Frage, ob es sich um »echte« Gegner Putins handele oder ob sie »nur« ihre eigene Haut retten wollten.

Die Bundesregierung habe 2023 nur elf russischen Staatsbürgern Asyl gewährt, die vor der Einberufung zum Krieg gegen die Ukraine nach Deutschland geflohen waren, hieß es am 10. Dezember bei einer Kundgebung am Hamburger Deserteursdenkmal. Eingeladen hatten die Plattform »Auslandsbüro«, der russischsprachige Telegramm-Kanal »Antiwojennyi Gamburg« (Gegen den Krieg Hamburg), der örtliche Ableger der russischen Oppositionsgruppe Feminist Anti-War Resistance (FAR) und der Verein Connection, eine 1993 in Offenbach gegründete NGO.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der sogenannten #objectwarcampaign statt. In ganz Deutschland gab und gibt es im Dezember Veranstaltungen wie die in Hamburg. Forderung der Kampagne ist Schutz und Asyl für alle aus Russland, Belarus und der Ukraine, die den Kriegsdienst verweigert haben.

Das Datum war wohlgewählt: Die Veranstalter nutzten den Tag der Menschenrechte, um die Bundesregierung dazu aufzufordern, »Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern Schutz und Asyl zu gewähren«, hieß es im Aufruf. Mit der Kundgebung wolle man an das Recht erinnern, »aus Gewissensgründen die Waffen niederzulegen oder sich der Teilnahme am Krieg zu entziehen«. Für Russen sei dies, so die Veranstalter, die Möglichkeit, einem »Verbrechen gegen den Frieden« zu entgehen.

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