Der Aktivismus junger Kommunisten in Berliner Arbeitervierteln der zwanziger Jahre

Berliner Kommunistische Jugend

Plakatieren, agitieren, demonstrieren: Anschaulich beschreibt Olga Benario die Kämpfe der jungen Kommunisten in Neukölln und anderen Berliner Arbeitervierteln der zwanziger Jahre. Verfasst wurden die Miniaturen im Exil in Moskau 1929.
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Arbeitsalltag des Berliner Bezirksausschusses

Auf dem Bülowplatz ragt ein prachtvolles fünfstöckiges Gebäude in die Höhe – das »Karl-Liebknecht-Haus«. Hier befinden sich die Redaktion der Zeitung Rote Fahne, das Zentralkomitee der KPD, das ZK des KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands) sowie die Bezirksausschüsse der KPD und des KJVD Berlin-Brandenburg.

Gleich links neben dem Eingang liegen Prospekte aus. Arbeiter und Parteiaktivisten wuseln hin und her, um Material zu holen oder um Aufgaben zu erhalten. Manchmal kann man hier auch Gesichter von Polizeiagenten ausmachen. Sie sind auf der Suche nach irgendwelchen verbo­tenen Broschüren, doch zumeist vergeblich.

Jeder, der das Parteigebäude betreten will, stößt als erstes auf den ­dicken Hugo. Niemand kommt an ihm vorbei, ohne den Personalausweis vorzulegen. Wenn die Polizei zur Haussuchung auftaucht, schlägt er Alarm. Zu unseren Genossen ist er gutmütig und freundlich, was man allerdings über die Schäferhündin Bella, die ebenfalls den Eingang ­bewacht, nun wirklich nicht sagen kann. Niemand wagt es, sich ihr zu nähern.

In einer Ecke der dritten Etage hat sich der Berliner Bezirksausschuss der KJ (Kommunistische Jugend) in zwei kleinen Zimmern eingerichtet. Die Räume sind derart überfüllt, dass man sich kaum umdrehen kann. Helmut, der einzige Sekretär des ­Bezirks, und die Stenotypistinnen haben alle Hände voll zu tun. Kuriere aus verschiedenen anderen Bezirken holen die Post ab. In einem großen Schrank haben sie alle eine eigene Schublade; dort wird die gesamte Post gesammelt. Heute müssen die Kuriere auch noch Plakate und Flugblätter mitnehmen. Diese müssen abgezählt und bereitgelegt werden.

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