Mediha Ibrahim Alhamad wurde als Kind vom IS versklavt, nun erscheint ein Dokumentarfilm von ihr

Überleben durch Erzählen

Am Dienstag erschien der Film »Mediha« in Großbritannien. Darin zeigt Mediha Ibrahim Alhamad, wie das Filmen ihr eine Stimme gibt und Trost spendet, wie sie ihr Leben zurückerobert, ihre vermissten Eltern und den kleinsten Bruder sucht, der als Säugling an eine IS-Familie verkauft wurde, und ihren ehemaligen Entführer vor Gericht bringt.
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Mediha Ibrahim Alhamad war zehn Jahre alt, als der »Islamische Staat« (IS) 2014 ihr yezidisches Dorf Tal Qasab am Fuß des Sinjar-Gebirges überfiel und ihre gesamte Familie gefangen nahm. In der Region im Nordirak hatte der IS ab 2014 einen Genozid an den Yezid:innen verübt.

Die Terroristen führten Massenhinrichtungen an Männern und älteren Menschen durch und versklavten Frauen, Mädchen und Jungen. Medihas jüngere Brüder Ghazwan und Adnan wurden Kindersoldaten, die Frauen und Mädchen des Dorfes zur sexuellen Sklaverei gezwungen.

Insgesamt wurden 5.000 Menschen getötet, 7.000 entführt, versklavt und systematisch vergewaltigt, knapp 3.000 gelten weiter als vermisst. Immer noch werden Massengräber gefunden. 500.000 Menschen wurden vertrieben.

Mediha Alhamad wurde viermal von IS-Kämpfern gekauft und verkauft. 2017 wurde sie gerettet, nachdem die IS-Hochburg Mossul von Truppen einer inter­nationalen militärischen Allianz unter Führung der USA befreit worden war.

Mediha Alhamad wurde viermal von IS-Kämpfern gekauft und verkauft. 2017 wurde sie gerettet, nachdem die IS-Hochburg Mossul von Truppen einer inter­nationalen militärischen Allianz unter Führung der USA befreit worden war. Sie wurde zunächst verhaftet, weil sie vom IS gezwungen worden war, eine Waffe und eine Sprengstoffweste zu tragen, und dann in ein Lager für Binnenvertriebene gebracht, wo sie die zwei Brüder und ihren Onkel wiedertraf.

Als Alhamad freigelassen wurde, hatte sie das Gefühl, »dass mir niemand zuhören würde«, wie sie dem Guardian sagte. Im Lager lernte sie den US-amerikanischen Dokumentarfilmer Hasan Oswald kennen, der ihr eine Kamera schenkte. Sie ist mittlerweile 19 Jahre alt und hat mit Oswald einen Dokumentarfilm über ihre Familie und das Grauen gedreht, das die Yezid:innen erlebten.

Am Dienstag erschien der Film »Mediha« in Großbritannien. Darin zeigt Alhamad, wie das Filmen ihr eine Stimme gibt und Trost spendet, wie sie ihr Leben zurückerobert, ihre vermissten Eltern und den kleinsten Bruder sucht, der als Säugling an eine IS-Familie verkauft wurde, und ihren ehemaligen Entführer vor Gericht bringt. Der Film weist auch darauf hin, dass mittlerweile so gut wie alle internationalen Bemühungen, die Vermissten zurückzubringen, eingestellt wurden und wenig getan wird, um den Überlebenden zu helfen.