Beim Ostermarsch in Düsseldorf protestierten Wagenknecht-Anhänger mit »Querdenkern«

Ostermarschieren gegen Israel

Mit »Querdenkern« und Wagenknecht-Anhängern bot der Ostermarsch in Düsseldorf ein Bild des Elends.

Jahrzehntelang gehörte der Ostermarsch Düsseldorf zum Ostermarsch Rhein-Ruhr, doch in diesem Jahr war alles anders. Weil bereits vorher klar war, dass sich auch »Querdenker« an der österlichen Wanderung beteiligen würden, wurden die Düsseldorfer vom regionalen Bündnis der Ostermärsche ausgeschlossen.

Mona Aranea, die einst für die Grünen im Stadtrat von Mönchengladbach saß und dann zur verschwörungstheoretischen Partei Die Basis wechselte, stand als Anmelderin für den neuen Kurs der Marschierer in Düsseldorf, den die Traditionsbataillone der sogenannten Friedensbewegung nicht mitmachen wollten. Zu sehen waren auf dem Marsch am Samstag vergangener Woche dann auch Teilnehmer der »Quer­denken«-Demonstrationen der vergangenen Jahre, einschlägige Gruppen wie die sogenannte Freie Linke wedelten mit ihren Fähnlein.

Die »Querdenker« sind längst vom Protest gegen Pandemiemaßnahmen auf Widerstand gegen die Hilfe für die Ukraine und Israel umgeschwenkt und nennen das Friedenspolitik.

Aranea hielt eine Rede, in der sie die christliche Mutter gab, die um alle Kinder gleichermaßen weine, egal ob sie muslimisch oder christlich seien. Andere, beispielsweise jüdische Kinder waren ihr keine Erwähnung wert. Sie begrüßte, dass auch Gruppen der Zivilgesellschaft beim Ostermarsch dabei seien, die sich erst in den vergangenen Jahren gebildet hätten. Damit waren die »Querdenker« gemeint, die längst vom Protest gegen Pandemiemaßnahmen auf Widerstand gegen die Hilfe für die Ukraine und Israel umgeschwenkt sind und das Friedenspolitik nennen.

Und so waren am Samstag vor dem DGB-Haus in Düsseldorf dann auch weder Fahnen noch bekannte Gesichter der Linkspartei zu sehen. Sie wurden ersetzt durch prominente Mitglieder des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW). Düsseldorfs ehemaliger Oberbürgermeister Thomas Geisel, früher SPD-Mitglied, jetzt BSW-Spitzenkandidat bei der Europawahl, trat auf der Kundgebung auf, ebenso der Aachener Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko.

Dieser hatte schon früher die Nähe zu »Querdenkern« und Coronaleugnern gesucht und an mehreren Veranstaltungen der Szene teilgenommen. In seiner Rede setzte er sich für Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine ein und beklagte die angebliche Kriegstreiberei der Bundesregierung.

Mit Arafat über die »Kö«

Mit Arafat über die »Kö«

Bild:
Stefan Laurin

Zum Gaza-Krieg äußerte sich Hunko vergleichsweise vorsichtig. Er nannte den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober einen »Überfall« und ein »furchtbares Massaker«. Es sei danach jedoch klar gewesen, dass Israels Reaktion vielleicht »noch furchtbarer ist als das, was am 7. Oktober passiert ist«. Viele hätten versucht zu verhindern, dass es »zu dieser Eskalation kommt«, womit Hunko die israelische Gegenwehr meinte. Den Vorwurf, Deutschland begehe durch die Unterstützung Israels »Beihilfe zum Völkermord«, scheine ihm nicht »unsubstantiell« zu sein.

Da war Hunko der Jubel sicher, denn gut ein Drittel der vielleicht 400 Demonstrationsteilnehmer hatte sich einem »propalästinensischen« Block angeschlossen und auch die zahlreich vertretenen Anhänger der DKP zeigten ihre Ablehnung Israels deutlich. Auf Plakaten wurde dem Land ein Genozid an den Palästinensern vorgeworfen, und der Lastwagen, von dessen Ladefläche aus Hunko seine Rede hielt, war mit Palästinafahnen und einem großen Bild von Yassir Arafat geschmückt. Demonstranten forderten ein Ende der Waffenlieferungen an Israel und setzten auf einem großen Transparent die Ukraine mit Palästina gleich, als ob ­Israel wie Russland sein Nachbarland unprovoziert angegriffen hätte.

Doch der Israelhass erwies sich nicht als Jungbrunnen für den Ostermarsch. Die Zahl der Demonstranten war anfangs so überschaubar, dass sie sich auf dem Bürgersteig vor der DGB-Zentrale sammeln mussten und erst auf die Straße wechseln durften, als der Lautsprecherwagen eintraf.

DGB, Linkspartei, BSW, DKP und MLPD waren augenscheinlich vertreten, trotzdem nahmen nicht mehr als 300 Menschen an der Auftaktkundgebung der Ostermärsche im Ruhrgebiet teil.

Dafür fand sich der Israelhass auch beim Ostermarsch Rhein-Ruhr, we­nige Kilometer weiter in Duisburg. Dort waren zwar die »Querdenker« nicht willkommen, doch war man ebenso wie beim Ostermarsch Düsseldorf der Ansicht, dass Israel, die Bundesregierung und die Nato die Bösen sei­en. Stolz trug Reiner Braun, der Haupt­redner, der schon in den achtziger Jahren zu den Initiatoren des Krefelder Appells gegen den Nachrüstungsbeschluss der Nato gehörte, einen Hoodie der Staatlichen Universität ­Moskau.

DGB, Linkspartei, BSW, DKP und MLPD waren augenscheinlich vertreten, trotzdem nahmen nicht mehr als 300 Menschen an der Auftaktkundgebung der Ostermärsche im Ruhrgebiet teil. Wie in Düsseldorf hatten sich aber auch hier israelfeindliche Gruppen dem Protest angeschlossen, zum Beispiel die bundesweit aktive Palästina-Solidarität, die in Israel nur einen Kolonialstaat ohne jede Existenzberechtigung erkennen mag.

Kritische Berichterstattung war da unerwünscht. Ein Reporter des Blogs Ruhrbarone wurde, während er Foto- und Filmaufnahmen machte, angegriffen und später von der Bühne aus namentlich erwähnt und als Zionist bezeichnet. Es sollte wohl eine Beleidigung sein.