Freitag, 11.02.2022 / 14:29 Uhr

'Natürlich kein Freischein für Antisemitismus"

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Eine Mitarbeiterin der Anne Frank (!) Bildungsstätte meldet sich zu Wort. Vorgestellt wird die von der Frankfurter Rundschau so: "Saba-Nur Cheema ist Politologin und arbeitet in der Bildungsstätte Anne Frank. Sie ist Mitglied im Expertenkreis der Bundesregierung zu Muslimfeindlichkeit."

Und was sie schreibt, fasst das ganze Elend zusammen:

"Natürlich ist die palästinensische Perspektive kein Freischein für Antisemitismus. Doch auch wenn darüber heftig debattiert wird, ist es wichtig, palästinensische Kritik an israelischer Politik zuzulassen. Zugegeben, es fällt mir nicht immer leicht, offen zu bleiben, wenn Palästinenser einseitige Positionen gegen Israel vertreten. Aber wie kann man umgekehrt erwarten, dass sie eine ausgeglichene Position haben? Nach über 50 Jahren, in denen die Situation in besetzten Gebieten immer hoffnungsloser wird, kann man zumindest Verständnis aufbringen, wenn sie nicht immer besonnen und diplomatisch argumentieren."

Wer so einen Satz mit "Natürlich" anfängt, meint nicht was er sagt. Fullstop. Wer bitte, lässt denn keine palästinensische Kritik an Israel zu? Mit dem kleinen Einwurf: Antisemitismus ist keine Kritik. Aber um genau den geht es doch.

Und auch anderswo, teils wesentlich schlimmer, werden Menschen unterdrückt und ihre Situation wird schlimmer. Niemand hat je von ihnen gefordert "besonnen und diplomatisch" zu argumentieren. Kritik ist auch weder besonnen noch diplomatisch. Sie ist Kritik und entweder berechtigt oder nicht. Nur, um mich zu wiederholen: Antisemitismus ist keine Kritik. Kurzum: Ginge es um Kritik, man könnte sich den ganzen Absatz sparen.

Worum es geht ist deshalb etwas ganz anderes und es spricht Bände, dass so etwas heutzutage aus der Anne Frank Bildungsstätte kommt.

Es geht hier auch nicht um irgend eine palästinensische Perspektive, in deren Namen einmal mehr die Autorin zu sprechen sich selbst mandatiert, noch um einen Streit um Begriffe.

Denn wenn irgendwelche Begriffe wirklich recht gut definiert sind, dann sind es Antisemitismus und Apartheid. Das ist ihr Problem: Sie sind definiert und diese Definition passt ihnen nicht. Also wollen sie sie neu definieren.

Daran arbeiten sie seit vielen vielen Jahren. Die weltweite Reaktion auf diesen letzten Amnesty-Bericht hat nur gezeigt, dass es nicht ganz so läuft, wie sie gerne würden.