Thomas von der Osten-Sacken

Nach der "Befreiung" von Mosul und Raqqa hofften die Eziden, dass auch ihre Angehörigen, die sich noch in den Fängen des IS befunden haben endlich zurückkehren. Nur wenige hundert kamen in den letzten Wochen.  Stattdessen wiederholt sich irakische Geschichte einmal mehr und es werden immer neuen Massengröber entdeckt:

Die Bilder von Sklavenmärkten in Libyen, auf denen Flüchtlinge aus dem subsaharischen Afrika feilgeboten werden, sind inzwischen um die Welt gegangen. Die Händler sind teilweise Milizionäre irgendwelcher Brigaden, die gleichzeitig von Europa, vor allem Italien, finanziert werden, um Flüchtlinge vor der Weiterfahrt übers Meer gen Norden abzuhalten.

Liest man Kommentare in deutschen Medien, so bleibt nichts übrig, als das schlimmste von der Entscheidung des US-Präsidenten zu erwarten, die Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. „Flächenbrand“, eine dritte Intifada, ein Ende des Friedens, apokalyptische Szenen werden da von Nahostexperten entworfen. Zwar mag man fragen: Frieden? Welcher Frieden? Wo herrscht in dieser Region Frieden? Flächenbrand? Nun, von was sonst zeugen denn die Bilder aus Syrien, dem Jemen und Mosul?

Weitgehend unwidersprochen sind heute Äußerungen wie diese: British citizens fighting for Islamic State (ISIS) should be located and killed and not allowed back into the country, new defense minister Gavin Williamson said. "Quite simply, my view is a dead terrorist can't cause any harm to Britain," he told the Daily Mail on Thursday.

Er war ein glühender Verehrer Saddam Husseins, dann Verbündeter des Westens im Kampf gegen den Iran und Al Qaida, dann unterstützte er Al Qaida und zuletzt verbündete er sich mit den iranisch gestützten Houthi Milizen im Jemen.

Assad, so liest man dieser Tage ständig, habe den Krieg gewonnen, nun gälte es, an den Wiederaufbau des Landes zu denken und ja, bald könnten dann ja auch die ersten Flüchtlinge abgeschoben werden. Darüber denkt die CDU zumindest schon laut nach.

Manchmal hilft ein Blick zurück. Was etwa konnte man über Syrien, den Iran und die Bedeutung des Aufstandes dort im Fürhahr 2011 wissen? Was wurde geschrieben, wovor gewarnt, was erhofft? Zwei Beispiele: Ryan Mauro im März:

Wie es ums Wissen deutscher Kommentatoren im Nahen Osten bestellt ist, führt Malte Leming im Tagesspiegel vor. Sein Kommentar lautet: "Assad hat gewonnen" und er möchte, dass man sich damit nun abfinde, Gitgas und Folteropfer hin und her und zum Wiederaufbau schreite. Schließlich wünscht Assad sich das auch, der ja hofft, dass die EU ihm das alles bezahlt. Also: Schwamm drüber, dann sind wir auch eher früher als später die Flüchtlinge wieder los.

Im Jemen droht zehntausenden Kindern der Hungertod, bald werden mehr als eine Million Menschen an Cholera erkrankt sein, das Armenhaus der arabischen Welt, wie das Land schon vor Jahren hieß, ist längst zum failed state geworden, in dem der Iran und Saudi Arabien einen langen, extrem brutalen und hässlichen Stellvertreterkrieg aust

In der taz, die es eigentlich besser wissen müsste war kürzlich von einem "allmählich zu Ende gehenden Bürgerkrieg" die Rede. Fakt ist, der September war der bislang blutigste Monat in Syrien im Jahre 2017. Aber wen interessiert das noch. Wen interessieren Meldungen wie diese?:

Wird man irgendetwas von den Gegnern des so genannten Unilateralismus, die 2003 nicht müde wurden, vermeintliche außenpolitische Alleingänge der USA zu kritisieren, über dieses Veto hören? Vermutlich nicht. Nur: So sieht dann der von ihnen geforderte Multilateralismus und die Stärkung der UNO real aus.

  Da auch durch ständige Wiederholungen eine Aussage nicht richtiger wird, tut an dieser Stelle noch einmal ein kurzer Hinweis auf die Fakten der so genannten Flüchtlingskrise in den Jahren 2013 bis 2016 not.

Wie die BBC herausgefunden hat, ließen die Syrian Democratic Forces (SDF) und die sie unterstützenden US-Truppen ganz gezielt hunderte von IS-Kämpfern aus Raqqa entkommen: