Thomas von der Osten-Sacken

Manchmal stößt man auf Meldungen, die das ganze Elend wie in einem Brennglas fassen. 2017 das ist so:

Auch wenn inzwischen hinlänglich bekannt sein dürfte, dass es Moskau ganz sicher nicht darum geht, Islamisten zu bekämpfen, sondern diese Putin nur als Vorwand dienen, seine geostrategischen Ziele zu verfolgen, hält sich weiter die Mär, Russland sei doch irgendwie ein Verbündeter im Kampf gegen den islamischen Terrorismus. Dass Moskau sich in einem engen Bündnis mit der Islamischen Republik Iran befindet und man gemeinsam alles tut, um das Assad-Regime zu retten: geschenkt.

Am 25. September soll in Irakisch-Kurdistan ein Referendum über die künftige staatliche Unabhängigkeit angehalten werden. Auch wenn bislang weder die USA noch die EU oder ein anderer Staat diesen Schritt unterstützen, hält vor allem der Präsident der kurdischen Regionalregierung, Massoud Barzani, an dem Vorhaben fest. Auch wenn die wohl überwältigende Mehrheit der Kurden inzwischen für die Schaffung eines eigenen Staates eintritt, gibt es durchaus Opposition gegen Zeitpunkt und Art, wie die Abstimmung abgehalten werden soll.

Rar sind dieser Tage die Stimmen, die dem amerikanischen Präsidenten ein Lob aussprechen. Aber es gibt sie:

The Assad regime has praised the Trump Administration’s halt to CIA support to Syria’s rebels, saying it is a “start” towards ending the 76-month uprising.

National Reconciliation Minister Ali Haidar said, “All these steps are the start to solving the Syrian crisis, and without that there is no solution.” (...)

Kyle Orton schafft es, die Geschichte Syriens und des Westens, besser des totalen Versagens des Westens in Syrien in vier Absätzen zusammenzufassen:

Eigentlich habe ich mir vor fast zehn Jahren selbst versprochen, Kommentare in deutschen Zeitungen zum israelisch-palästinensischen Konflikt fortan zu ignorieren, nachdem sie mich zuvor jahrelang jedes Mal in Rage gebracht haben.

Rußland, der Iran und das Assad-Regime können den nächsten großen Sieg für sich verbuchen:

US-Präsident Donald Trump hat laut einem Medienbericht die verdeckten Waffenlieferungen der CIA an syrische Rebellen, die gegen die Regierung von Baschar al-Assad kämpfen, stoppen lassen.

Weil sie befürchten, IS-Gefangene könnten sich aus Gefängnissen im Irak freikaufen, erschießen viele Soldaten und Milizionäre sie lieber gleich an Ort und Stelle. So sieht das Vertrauen in die Justiz im Irak (und vielen anderen arabischen Ländern) aus. Barbarei zeugt Barbarei:

Gestern begingen die AKP und der türkische Präsident den erstes Jahrestag des Putsches. Das Ganze geriet zu einer pathetischen national-religiösen Inszenierung deren Höhepunkt eine nächtliche Rede Erdogans im Parlament darstellte, in der er erneut unter anderem die Einführung der Todesstrafe verlangte.

Vorher erklärte der Präsident der Nationalversammlung, Ismail Kahraman:

„Nirgendwo ist seit dem Untergang Nazideutschlands so viel antisemitische Literatur veröffentlicht worden wie in der arabischen Welt. Das eigentlich beunruhigende an dieser Tatsache ist aber, dass dieses Schrifttum von offiziösen oder staatlichen Verlagen herausgebracht wurde – nicht von Randgruppen der arabischen Gesellschaft, sondern von Kräften aus ihrer Mitte.“

 

Vorab: Es stimmt keineswegs, wie oft behauptet, in Teheran registriere man nicht, wenn im Westen Kritik an Menschenrechtsverletzungen im Iran geübt wird. Ganz im Gegenteil nimmt das Regime sehr genau wahr, ob man in Europa oder den USA etwa verfolgt, wie Menschen in iranischen Gefängnissen misshandelt und gefoltert werden. Jeder Protest hat also durchaus Wirkung, weswegen man auch nicht müde werden sollte, die Verhältnisse im Iran anzuprangern.

Kurz sah es im August 2013 so aus, als ob die USA, unterstützt von einigen Europäern, es ernst meinten mit Obamas „roter Linie“: Das syrische Regime hatte in den Ghoutas erneut Giftgas eingesetzt, diesmal waren 1500 Menschen auf einen Schlag zu Tode gekommen. Wie die Geschichte weiterging, ist bekannt.

Schon im Februar 2012, als Syrien noch keine Trümmerwüste war, als es kaum  jihadistischen Kämpfer im Land gab, überall friedlich gegen das Assad Regime demonstriert wurde, das in die Demonstrationen schießen ließ, forderten syrische Oppositionelle die Errichtung von Flugverbotszonen über dem Norden und Süden des Landes. So sollte die syrische Luftwaffe daran gehindert werden, ihre Bombardements ziviler Ziele fortzuführen, Flüchtlingen sichere Zonen geschaffen werden, die außerdem Gebiete sein sollten, in denen sich die Opposition gegen Assad organisieren hätte konnen.

Vermutlich hätte sich Ayatollah Khomenei, dem nachgesagt wird er sei der Erfinder des Begriffs Islamophobie gewesen, über diese Szenen in Toronto gefreut, wären diejenigen, die sich den Demonstrierenden da in den Weg stellen, nicht selbst LGBT-Aktivisten. Denn die mochte der Ayatollah bekanntlich ja gar nicht.

Der Irrsinn hat inzwischen System und deutlicher als mit diesen Szenen lässt er sich kaum zeigen:

 

Mit dem Muslim-Sein ist es so eine Sache. Denn eigentlich kann man ja, außer durch Konversion, offiziell nicht aus dem Islam austreten wie aus der evangelischen oder katholischen Kirche. So gesehen zählt einzig, ob man einen muslimischen Vater hatte. Nun hat so eine Sicht wenig mit der Realität zu tun, schon gar nicht mit der in vermeintlich säkularen Staaten.