Teresa Dagulecka, Kollektiv Dzień Po (Tag danach), im Gespräch über klandestine Verhütungshilfe in Polen

»Wir haben uns als vertrauens­würdige Adresse etabliert«

Von Die »Pille danach« ist in Polen rezeptpflichtig, was bedeutet, dass Polinnen kaum Zugang zu dem Notfallverhütungsmittel haben. Termine bei Gynäkologinnen zu bekommen, ist zeitaufwendig, die Beratung gebührenpflichtig, Ärzte im konservativen Polen sind nicht geneigt, das stigmatisierte Verhütungsmittel zu verschreiben. Die »Jungle World« sprach mit Teresa Dagulecka* vom Kollektiv Dzień Po (Tag danach), das über ein informelles Netzwerk die »Pille danach« verteilt.
Small Talk Von

Wann und weshalb wurde Dzień Po gegründet?
Die Gründung von Dzień Po im Juli 2017 war eine direkte Reaktion auf die Entscheidung der polnischen Regierung, die Notfallverhütung wieder rezeptpflichtig zu machen. Für uns war das nicht nur eine Antwort auf politische Veränderungen, sondern ein zutiefst persönliches Anliegen. Zu gut erinnern wir uns an die Herausforderungen unserer Jugend, den Stress in Bezug auf die eigene Sexualität, den Mangel an Sexualaufklärung und Beratungsmöglichkeiten. Dzień Po ist unser Versuch sicherzustellen, dass so viele Menschen wie möglich diese Unsicherheiten nicht allein durchstehen müssen und Sex als lustvoll erleben können, frei von Scham und Stress.

Wer kontaktiert euch?
Es sind Frauen jeden Alters, in der Mehrheit aber Teenager. Teenager stoßen in Polen auf besondere Hindernisse beim Zugang zu Verhütungsmitteln. Die ergeben sich in erster Linie, weil es an Sexualerziehung fehlt, so dass viele junge Menschen nicht über Verhütungsmöglichkeiten Bescheid wissen. Außerdem müssen Jugendliche unter 18 Jahren bei medizinischer Behandlung oft die Zustimmung ihrer Eltern einholen, was besonders schwierig sein kann, wenn die Eltern konservative Ansichten vertreten.
Finanzielle Engpässe machen es schwer, sich Verhütungsmittel zu leisten, insbesondere wenn sie verschreibungspflichtig sind. Darüber hinaus hält die allgegenwärtige gesellschaftliche Stigmatisierung der Sexualität von Teenagern viele junge Menschen davon ab, sich um Verhütungsmittel zu bemühen, da sie sich schämen und Verurteilung fürchten. In kleineren Städten und ländlichen Gebieten kann der Zugang zu Verhütungsmitteln eingeschränkt sein. Schließlich ist es für Jugendliche oft schwierig, zuverlässige Informationen über Verhütungsmittel und vertrauenswürdige Bezugsquellen zu finden.

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