Bei NS-Gedenkstätten gibt es immer mehr Vandalismus und Angriffe

Die Zahlen steigen

Orte der Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten werden immer häufiger von Rechtsextremen demoliert, geschändet oder zerstört. Angestellte der Stiftung der Hamburger Gedenkstätten, der Gedenkstätte Sachsenhausen und der Gedenkstätte Dachau berichten.
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KZ-Gedenkstätten in Deutschland beklagen eine wachsende Bedrohung durch Rechtsextreme. Einer neuen Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland zufolge werden fast wöchentlich Vorfälle zur Anzeige gebracht. Bundesweit beobachten die Gedenkstätten demnach einen Anstieg der Zahl antisemitischer Schmierereien, eine stärkere und offenere Präsenz Rechtsextremer sowie Vandalismus und Anfeindungen in den sozialen Medien.

Zugleich verweist die neue »Mitte-Studie« der Friedrich-Ebert-Stiftung auf eine deutliche Zunahme rechtsex­tremer Einstellungen in Deutschland. Demnach haben acht Prozent ein rechtsextremes Weltbild, also jeder zwölfte Erwachsene – in den Vorjahren waren es zwei bis drei Prozent gewesen. Hinzu kämen 20 Prozent, die einem Graubereich zuzuordnen seien, die also »kein geschlossen rechtsextremes Weltbild haben, die aber auch nicht klar demokratisch orientiert sind«, so die Mitverfasserin der Studie, Beate Küpper, im Interview mit dem Sender Tagesschau 24. Einen Anstieg verzeichne man etwa bei nationalchauvinistischen Einstellungen, Rassismus, Antisemitismus und bei der Verharmlosung der Verbrechen der Nationalsozialisten.

Am 12. August zündete ein Unbekannter die Bücherbox vor dem S-Bahnhof Grunewald in Berlin an. Die Box, die durch den Brand zerstört wurde, hatte Interessierten Literatur zur Judenverfolgung während des Nationalsozialismus angeboten. Sie steht in unmit­telbarer Nähe des Shoah-Mahnmals »Gleis 17«. Wenige Tage später wurde ein Brandanschlag auf das Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Berliner Tiergarten verübt und drei Fensterscheiben der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle wurden zerstört. Noch viel häufiger kommen kleinere Akte von Vandalismus vor – oder dass Be­suche­r:innen mit rechtsextremen Symbolen auf Kleidung oder als Tattoos auftreten, Führungen stören oder den Hitlergruß zeigen.

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