Das wirre Leben des Schriftstellers, Dramaturgen und Übersetzers Felix Gasbarra

Im Zeitspalt zwischen Kommunismus und Faschismus

Erst im Dienste des Kommunismus, dann faschistischer Propagandist: Das Leben des deutsch-italienischen Schriftstellers und Dramaturgen Felix Gasbarra wird durch die Vatersuche seines unehelichen Sohnes Gabriel Heim rekonstruiert.
Buchkritik Von

Felix Gasbarra (1895–1985) veröffentlichte unter so vielen Pseudonymen, dass sein Gesamtwerk wohl niemals wird vollständig rekonstruiert werden können. Die Biographie des deutsch-italienischen Schriftstellers und Dramaturgen, der sich »durch den Zeitspalt zwischen Kommunismus und Faschismus« (Ursula Krechel) gemogelt hat, erzählt nun sein unehelicher Sohn, der Fernsehjournalist Gabriel Heim, in dem Buch »Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra? Eine Vatersuche auf zwei Kontinenten«.

Heim konnte Gasbarras Leben weitgehend rekonstruieren. Sympathisch wird er dadurch nicht, und Heim kann seine Abneigung nicht ganz verhehlen.

Gasbarra und seine Frau, die Künstlerin Doris Homann, gehörten zur Berliner Boheme der zwanziger Jahre. Als enger Freund und Mitarbeiter des berühmten Theatermachers Erwin Piscator ließ sich das KPD-Mitglied nicht mal von Bertolt Brecht abwerben.

In Rom begann er Mitte der dreißiger Jahre seine zweite Karriere. Er wurde Mitglied der faschistischen Partei Italiens, übersetzte wichtige Propagandareden und machte Radiosendungen für die Faschisten. Nach Kriegsende setzte Gasbarra sich dann nach Bozen ab, arbeitete für die Alliierten als Pressezensor und schrieb für die streng katholische Lokalpresse. Später hielt er sich auch wieder in Deutschland auf.

Gabriel Heim suchte als Erwachsener Kontakt zu seinem Vater, doch Gasbarra antwortete ihm eiskalt: »Ja, ich bin dein Vater, und jetzt lass mich in Ruhe.«

Heim wollte aufgeben, aber dann kam eine E-Mail aus Brasilien, wohin Doris Homann nach der Scheidung von Gasbarra ausgewandert war. Dort fand Heim seine Halbschwester und erfuhr eine Menge über seinen ewig abwesenden Vater. Er bekam Zugang zu Homanns Nachlass und konnte so Gasbarras Leben weitgehend rekonstruieren. Sympathisch wird er dadurch nicht, und Heim kann seine Abneigung nicht ganz verhehlen. Sein Vater ist für ihn »der feine Herr G.«.
 

Buchcover

Gabriel Heim: Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra? Eine Vatersuche auf zwei Kontinenten. Edition Raetia, Bozen 2023, 384 Seiten, 32 Euro