Tausende fordern die polnischen Universitäten auf, jegliche Zusammenarbeit mit Israel zu beenden

Polen: 1968 revisited

Aggressive Agitation gegen den »Zionismus« und seine angeblichen Agenten: Die Boykottforderungen polnischer Studierender gegen Israel wecken dunkle Erinnerungen an den Antisemitismus unter der Herrschaft der Kommunistischen Partei.

In Polen fordern Tausende die Universitäten auf, jegliche Zusammenarbeit mit Israel zu beenden. In einer Petition heißt es, israelische Universitäten würden daran arbeiten, »Waffen und Instrumente zur Unterdrückung und Überwachung weiterzuentwickeln und systematisch Studierende aufgrund ihrer nichtjüdischen Identität zu diskriminieren«.

Der Boykottaufruf weckt Assoziationen an eine antisemitische Kampagne der Vergangenheit, die sich vordergründig gegen den »Zionismus« wandte.

In Krakau versammelten sich am Mittwoch vergangener Woche knapp 150 Personen, um der Universitätsleitung die Petition zu überreichen, ähnliche Kundgebungen gab es in Warschau, Łódź, Danzig und anderen Städten.

Einen gegen den Boykottaufruf gerichteten offenen Brief unterzeichneten mehrere Hundert Personen, darunter der Oberrabbiner von Polen, Michael Schudrich.

Der Boykottaufruf weckt Assoziationen an eine antisemitische Kampagne der Vergangenheit, die sich vordergründig gegen den »Zionismus« wandte. 1967 brachen nach Israels Sieg im Sechs­tagekrieg die Staaten des Warschauer Pakts ihre Beziehungen zum jüdischen Staat ab, in Polen hetzte der Erste Sekretär der regierenden Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, Władysław Gomułka, gegen eine »zionistische fünfte Kolonne«, womit er die in Polen lebenden Juden meinte.

1968 demonstrierten Studenten zu Zehntausenden gegen staatliche Zensur, die Bürokratie befürchtete, Arbeiter würden sich ihnen anschließen, und eskalierte die antisemitische Kampagne: Begleitet von aggressiver Agitation gegen den »Zionismus« und seine angeblichen Agenten wurden Juden aus der Partei entfernt, verloren Ämter und Posten und wurden schließlich zu Tausenden zur Ausreise nach Israel gezwungen.