Eine Ausstellung in Berlin widmet sich dem jüdischen Leben in der DDR

Kein schöneres Land

Das Jüdische Museum Berlin widmet dem jüdischen Leben in der DDR eine Ausstellung. Zeitzeugen berichten, Dokumentationstafeln und Objekte informieren über weniger Bekanntes, doch der Antisemitismus und Antizionismus des realsozialistischen Deutschland kommt nur am Rande vor.

Am 9. Juni 1967 erschien im Neuen Deutschland, dem Zentralorgan der SED, eine »Erklärung jüdischer Bürger der DDR« über den später als Sechstagekrieg bezeichneten militärischen Konflikt Israels mit seinen Nachbarstaaten Ägypten, Jordanien und Syrien. Damals hatten die Panzer des israelischen Militärs gerade den Suez-Kanal erreicht.

Der Inhalt dieses offenen Briefs gegen den jüdischen Staat erinnert an heutige antizionistische Pamphlete. Israel wird als »Speerspitze gegen die arabischen Völker« bezeichnet, »auserkoren« von den »USA-Imperialisten«, die Politik des Staats führe die »Schürung der Gegensätze zwischen Arabern und Juden« aus der englischen Kolonialzeit fort.

Nicht allein das militärische Vorgehen Israels wird verurteilt, der Staat wird in seiner Existenz delegitimiert; er stelle von seiner Gründung an eine »unrechtmäßige« Okkupation Palästinas dar. Der Staatsdoktrin der DDR folgend, nach der der Faschismus eine Herrschaftsform des Monopolkapitalismus sei, wird die israelische Staatsführung als korrupte »israelische Großbourgeoisie« betitelt, die mit den Nazis von damals »in Bonn« paktiere und die »schrecklichen Lehren der Vergangenheit« nicht beherzigt habe. Während Israel so als Projekt von Faschisten, Kolonialisten und Imperialisten verunglimpft wird, sei der Antisemitismus in der DDR »ausgerottet«.

Von der Hoffnung getragen, ein besseres Deutschland frei von Antisemitismus aufzubauen, zog es jüdische Kommunist:innen nach der Kapitulation des Deutschen Reichs in die Sowjetische Besatzungszone.

Der von der DDR-Führung initiierte offene Brief sollte von prominenten jüdischen Bürgern unterzeichnet werden. Große Namen wie Anna Seghers oder Stefan Heym sucht man jedoch unter den zehn Unterzeichnern vergebens. Auch Arnold Zweig weigerte sich und kommentierte knapp: »Ich denke, man muss nicht alles unterschreiben.«

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::