Die Idee, dass jede Erfahrung von Wissen, Handeln und sogar Leben selbst nur als »Story« zu haben sei, hat einen ideologischen Kern. Dieser drängt auf Mitmachen und Weitermachen dort, wo ein Anhalten dringend nötig wäre, sagt der Literaturwissenschaftler Ansgar Mohnkern. Ein Gespräch über die Macht des Algorithmus, die Theorie der narrativen Ökonomie, die Erzählungen Putins, Trumps und Habecks und darüber, wie der Pflastersteinmoment bei Marcel Proust den Ausweg aus der Krise weisen kann.
Interview
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Der Kulturjournalist Jens Balzer versucht in seinem Buch »Ethik der Appropriation« nicht zuletzt zu begründen, was die Debatte über »kulturelle Aneignung« mit der Wiedergutwerdung der Deutschen zu tun hat.
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Das Sündenregister des Hipsters ist lang. Grégory Pierrot sieht ihn nicht nur als treibende Kraft der Gentrifizierung, sondern auch als Wegbereiter der Faschisierung. Vor allem aber plündere er die schwarze Kultur nach Kolonialherrenart. Leider unterschlägt der Autor in seiner Polemik »Dekolonisiert den Hipster« gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge innerhalb des kapitalistischen Systems.
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Auch in der Filmbranche hinterlassen die Debatten über kulturelle Aneignung ihre Spuren. Am Filmstudio Disney lässt sich besonders gut beobachten, wie mehr Diversität und Sensibilität zwar aus Marketinggründen verwirklicht, aber aus Profitinteressen auch wieder fallengelassen werden kann.
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Auch wenn die Bedrohung der Redefreiheit von rechts schwerer wiegt: Vermeintlich progressive Versuche, darüber zu wachen, wer sich qua seiner Identität wie über welche Themen äußern dürfe, sind nicht nur für die Literatur ein Irrweg. Die Begriffe für diese Versuche eignet man sich meist aus den USA an – wo aber auch scharfe Kritik an ihnen häufiger wird.
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Vor 25 Jahren lief »Jackie Brown« in den US-amerikanischen Kinos an. Als größter Kritiker von Quentin Tarantinos Film entpuppte sich der Regisseur Spike Lee, der Tarantino seitdem eine Art kultureller Aneignung vorwirft, nämlich den exzessiven Gebrauch des N-Worts.
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Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass die moderne populäre Musik, wie sie in den USA entstand, etwas genuin Schwarzes sei, das das weiße Amerika permanent zu rauben versuche. Wie falsch diese Annahme ist, zeigt ein kurzer Streifzug durch die tatsächliche Geschichte und Vorgeschichte der Popmusik.
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Kylie Jenner, It-Girl und Kosmetikunternehmerin, erntete den Vorwurf der kulturellen Aneignung, weil sie ihrem neuen Lipgloss einen spanischen Namen gab. Wokeness und Diversität sind inzwischen wichtige Säulen des Marketings.
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Wenn man eine ganze Ausgabe zum Thema »kulturelle Aneignung« vorbereitet, ist das ein guter Anlass, um in sich zu gehen, Selbstkritik zu üben, die eigenen Verstrickungen zu reflektieren.
In den Sozialwissenschaften und der antirassistischen Szene bedienen sich einige im Kampf gegen »kulturelle Aneignung« einer Sprache, die von der rechter Ethnopluralisten nicht mehr zu unterscheiden ist.
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